Mittwoch, 5. August 2020

Tag 13: Regionale Bankenkrise

Barmstedt Rellingen
(27,8 km - 90 Hm auf - 80 Hm ab)

Nach gut einer Woche heute mal NICHT Bahn  oder Bus fahren.

Warum ich dann trotzdem morgens um 08:15 Uhr auf einer Bank an einer Bushaltestelle an einem Kreisverkehr in Barmstedt sitze ?
Nun, erstens natürlich weil diese Bank einfach mal DA ist und außerdem, weil man von dort einen Blick die Straße nach Osten hinunter hat, von wo EIGENTLICH meine heutige Wanderbegleitung kommen sollte.

Stattdessen wird Stefan (auf-und-davon) einfach vom Bus direkt vor meiner Nase ausgespuckt: Na, DAS nenne ich mal perfekte Logistik.

Wer mich für verrückt hält, der kennt den norddeutsch-zurückhaltenden, immer höflichen und zuvorkommenden Schleswig-Holsteiner (auch wenn er für uns immer der "Hamburger" ist - Reinbek wäre aber auch FAST in den 1930er-Jahren eingemeindet worden ;-) noch nicht.

Hintergrund: Vor ein paar Jahren muß er irgendwo im Internet Wind von einem Franken bekommen haben, der ein paar Fotos und Geschichten aus den Bergen im "finschteren" Tal (wie die Wiener sagen würden) in Südtirol zum besten geben wollte. Stefan erklärte seiner Familie dann, er müsse mal schnell zu diesem abendlichen Vortrag einer unbekannte Mafia-Type 10h mit dem Zug nach Italien fahren und am nächsten Tag entsprechend wieder 10h zurück. Tests auf Geisteszustand waren zu dieser Zeit nicht so schnell zu bekommen wie heute Corona-Tests, so daß ihn 2015 davon nichts abhalten konnte und im Jahr 2018 buchte er sich für das Folge-Event gleich ein paar Tage vor Ort ein. By the way: Für 2021 hat er heute bereits angefragt ... 

Verrückt !

Aber wirklich schön, daß wir uns nach Jahren wieder mal sehen. Eigentlich wollte er mich ja durch Hamburg begleiten, da ich aber einen Tag Rückstand habe und er morgen mit der Lebensgefährtin (Grüße unbekannterweise an Sabine an dieser Stelle) nach Würzburg zum Radeln in den Urlaub fährt (Mann, Mann, Mann, DER hat Nerven - wo es doch HIER so angenehm temperiert und wohl belüftet ist !), hat er einfach umdisponiert, sich früh morgens in die Öffentlichen gesetzt, um die heutige Etappen zusammen mit mir zu gehen.

So starten wir an diesem Tag also gemeinsam in die Etappe 10 der West-Variante des E1 hier in Schleswig-Holstein und verlassen Barmstedt erstmal gen Süden direkt am Radweg an der L110 entlang, bevor wir nach einer Weile ins Grün abbiegen.

Wir haben uns viel zu erzählen und wie ich am Ziel merken werde, haben wir dabei auch ein ganz schönes Tempo an den Tag gelegt.

Schaf-Punk statt Steam-Punk ?

Mit Pausen sieht es heute sowieso nicht so rosig aus, denn die Finanzkrise aus den Nuller-Jahren hat hier im regionalen Bankensektor augenscheinlich doch ganz schöne Schäden hinterlassen, deren Spuren auch im Jahr 2020 noch deutlich zu Tage treten:


Nebenbei lerne ich von Stefan auch noch jede Menge dazu (er muß meinen Blog wirklich genau und konsequent studiert haben).
Um nur drei Beispiele zu nennen:
 
1. Wilhelm der II. verfügte, daß Kanalfähren kostenlos zu sein seien, da die Menschen schon vor dem Kanal da waren. Das ist wohl heute noch der Grund, warum ich nichts für meine Überfahrt am Nord-Ostsee-Kanal bezahlen mußte.

2. Knick (Wall-Hecke): Hier sehr gebräuchliche Form der quasi natürlichen Weg-Einhausung, die uns gerade heute wieder (fast den gesamten Tag) vor direkter Sonneneinstrahlung schützt.

3. Die Bewerbungsverfahren für die Wacken-Blaulicht-Dienste laufen in mehreren Runden nach einem gewissen Schema: örtlich, Landkreis, Region, Bundesland, überregional, national, international.


Durch eine Baustelle können wir uns am Rand einer Siedlung noch durchmogeln, bei der zweiten ist mir das später etwas zu heikel. Allerdings erspähe ich dafür in einem Buswartehäuschen eine intakte Bank, was nach Mittagspause schreit:

Ein Stück weiter südwestlich in Borstel-Hohenraden nehmen wir dann das nächste Quersträßchen, um wieder auf unseren eigentlichen Weg zu kommen.

Am "See an den zwei Funktürmen" geht es vorbei (hier sind ein paar Menschen unterwegs - wohl ein Naherholungsgebiet), bevor wir durch Baumschulgelände uns Rellingen nähern, dem heutigen Etappenziel.

Bereits um 14:30 Uhr sind wir am Hotel angekommen und auch wenn die Suche nach dem (richtigen) Eingang sich zunächst als D3 darstellt, sind wir im Team letztlich erfolgreich, ich kann mein Gepäck im Zimmer abladen und dann noch 2,5 Stunden mit Stefan auf einen großen Eisbecher absacken.


Eigentlich müßte ICH heute ja Stefan für die nette Begleitung einladen, aber er ist nicht davon abzubringen, daß er MICH einladen müsse, für die Motivation mal wieder so weit zu Fuß zu gehen.

Puh, starker Tobak: Wenn das Schule machen würde und ich für jeden von mir quasi motivierten Wandertag von den Leuten ein Eis spendiert bekommen würde, könnte ich grob überschlagen die nächsten 10 Jahre JEDEN Tag einen Eisbecher verdrücken. NEIN, das muß wirklich der Ausnahmefall bleiben :-)

Danke für den klasse Tag, Stefan !


Begegnungen:
- Stefan
- 1 Graureiher
- 1 Blindschleiche
- 1 große Libelle

5 Kommentare:

  1. Stefan Behrens05 August, 2020 23:15

    Hallo Kai,
    ich danke DIR, denn das war ein sehr vergnüglicher Tag für mich!
    Ich wünsche Dir für den Rest Deiner Tour bestes Wanderwetter und problemlose Quartierbuchungen :-)
    Viele Grüße
    Stefan

    PS: Meine Rückfahrt war genauso problemlos wie die Hinfahrt.
    PPS: Der Blog steht weiter unter meiner Beobachtung ;-)

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  2. Luxus: Gold Geld Juwelen

    Noch mehr Luxus: Ein Weitwanderer, der sich als Norddeutsches Wörterbuch einen Norddeutschen mitnimmt!

    Schmalhans: S. 33

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    1. Wie heißt es so schön: Dumm darf man sein, man muß sich nur zu helfen wissen.

      Das beste an DIESEM Norddeutschen: Mutmaßlich einer der wenigen norddeutschen NICHT-Hamburger mit Alpen-Vorliebe.

      Habe prompt recht wenig unternommen, ihn von Idee der München-Venedig-Wanderung abzubringen.

      Ansonsten mein Appell an alle anderen potentiellen "Local Guides": Einfach melden. Würde mich freuen. Um so mehr, je länger man sich nicht mehr gesehen hat :-)

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    2. Dann ist das der richtige Platz um daran zu erinnern, dass der E1 kurz vor Frankfurt fast direkt bei 7wheels vorbeführt ...!

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    3. War das im Führer nicht sogar mit 3km Umweg als Quartier ausgewiesen ? - Mir dünkt, ich hätte das schriftlich.

      Ach ja, und die Sache mit den Nudeln vom Grill muß auch in jener Gegend sein, oder Naserl ?

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