Dienstag, 24. Mai 2022

Tag 66a: Spuren im Sand

 Alexanderschanze - Hark
(18,5 km - 270 Hm auf - 530 Hm ab)

Nachdem ich mir am Vorabend den Chefs des Hauses hatte kommen lassen, war bei diesem überraschend wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, um den quasi nicht vorhandenen Widerstand zu überwinden, früher Frühstück erhalten zu können.

Zwar ist im Hotel Cafe Günter sowieso mit 07:30 Uhr schon früher als bei allen bisherigen Unterkünften das Morgenmahl parat, allerdings will ich den ersten Bus um 08:01 Uhr zur Alexanderschanze erwischen und das würde (natürlich: 60 minutes - you know) nicht funktionieren.

Es soll nämlich nachmittags Gewitter und Unwetter geben mit Sturmböen auf den Schwarzwaldhöhen.

Bereits um 05:55 werde ich aus dem Schlaf gerissen, wo mich sonst kaum etwas in der Umgebung aus dem Reich der Träume erwecken kann: Starkregen oder Hagel hämmert gegen mein Fenster auf der Wetterseite im dritten Stock und durch das Klappfenster peift der Sturm.

Hat Petrus sich seinen Wecker falsch gestellt ?

Nun, warten wir's mal ab...

Kurz nach 07:00 Uhr begebe ich mich fertiggemacht zum Frühstück und als ich gegen 07:45 den Gasthof verlasse, ist von Regen oder gar Sturm nichts mehr zu sehen.

Der Bus kommt pünktlich und um diese Zeit bin ich (in Gegensatz zum Vortag im Bus eine Stunde später) der einzige Fahrgast.

Um 08:10 Uhr geht es bereits los und auf den "Neuen Höhenweg" weg von der Straße in den Wald. 

Die lichten Momente (mit Ausblick) sind heute recht rar, aber wenn sie denn mal da sind, hat man ganz ordentliche Sicht in die Täler, über die Hügel und markante kleine Ortschaften oder auch nur Weiler.

Die Gleitschirmflieger nutzen diesen Punkt augenscheinlich auch zum Absprung...

An der Hildahütte hat jemand die beiden Bänke aber sehr akkurat nebeneinander gestellt und mit Steinen penibel Höhenausgleich betrieben: Ob da jemand geschlafen hat ?

Was mir danach immer wieder auffällt: Spuren im Sand. Nach dem Starkregen vom frühen Morgen muß hier schon vor mir eine Person, an Hand der Schuhgröße mutmaßlich ein Mann, an Hand des ausgeprägten Profils mutmaßlich ein Wanderer mit ordentlichen Schuhen unterwegs gewesen sein.

Der Weg führt kreuz und quer durch den Wald, heute gut beschildert und nur auf einer Forststraße geht es mal unangenehm steil bergab.

Am Freiersberger Sattel wird die L93 gequert, die aktuell aber sowieso ab hier voll gesperrt ist und interessanterweise gibt es nicht nur eine Hütte (allerdings unter der Woche nicht bewirtschaftet), sondern auch eines der Westweg-Tore, die ich bisher immer nur von Etappenorten kannte:

Ein Stückchen weiter des Weges, mitten im Wald an der nächsten Schutzhütte, dann ein großes Hallo: Ich treffe Heinz wieder. ER hatte neben der Hilda-Hütte campiert und sich die Bänke nur für den Notfall präpariert. Hier gibt es unweit eine Quelle und er ist gerade am Kaffee-Kochen. Trinkwasser-Nachschub ist hier das Haupt-Thema für die Zelt-Wanderer und Unterstands-Biwakierer.

Wir ratschen ein wenig, aber mit einem Kaffee bin ich ja eher mehr weniger zu locken und so ziehe ich dann weiter meines Weges.

Zwischenzeitlich regnet es immer mal leicht, aber nicht genug für Schirm oder gar Regenhose/Anorak.

Als der Wald sich erstmals weitläufiger öffnet und eine skurrile Möbelansammlung am Waldrand steht...

... kann ich bereits auf Hark bzw. den Harkhof hinabblicken:

Wir schreiben Montag, 11:50 Uhr.

Von Unwettern ist noch nichts zu sehen.

Viel zu früh, um Feierabend zu machen, also nichts wie weiter... 


Begegnungen:

- 1 Hase

- Heinz, der Zelt-Fernwanderer vom Vortag


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