Samstag, 1. August 2020

Tag 08: Es kreisen die Rotoren ?

St. Michaelisdonn - Burg (Dithmarschen)
(18,7 km - 190 Hm auf - 160 Hm ab)

Die lokalen Corona-Einschränkungen treten nun bereits einen Tag früher ein als angekündigt: Da schadet es nicht, daß ich mich heute sowieso aus Heide (Holst) davon schleiche.

Im Gegensatz zu den drei Jungs, die erst gestern in der örtlichen Jugendherberge ankamen und nun sofort wieder rausgeworfen werden (stammen aus unterschiedlichen Haushalten), weiß ja keiner, daß ich ein kleines Weltraumaeffchen im Rucksack mit mir herumschleppe, was auch mal aus einem anderen Haushalt kam ;-)

Mit dem Zug begebe ich mich nach Sankt Michaelisdonn und wie sich im Lauf des Tages herausstellen wird, auf diejenige meiner bisherigen Etappen, die mir bisher landschaftlich und von den Wegen her am besten wird gefallen haben.
Es ist der zweite Teil der fünften Etappe der Westvariante (WV5) nach Burg (Dithmarschen).

Die Bodenkontrolle hatte mir die Tage bereits entsprechend angepaßte GPX-Datei zur Navigation (gerade auf des West-Variante scheint mir das Engagement der Markierer des E1 schon noch mit - ordentlich - Luft nach Oben) zukommen lassen, was bei ihr wohl in Vergessenheit geraten war: Der Begünstigte meiner Lebensversicherung ist mein Vater !

Aber alles der Reihe nach...

Vom Bahnhof geht es erst noch ein Stück nach Süden, dann werden die Geleise gequert und weil die Schranke der zweiten Strecke gerade geschlossen ist, nutze ich die Zeit für einen kleinen Abstecher zum Draisinen-Start-Standort. Die werden gerade reihenweise aus einem augenscheinlichen Aufbewahrungs-Container für die Nacht gezogen und mit Hilfe einer speziellen Gerätschaft dann um 90° gedreht und auf's eigentliche Gleis gesetzt.
Sicherlich auch eine interessante Fortbewegungsmöglichkeit, würde mich aber in die falsche Richtung führen und ANSTRENGEND sieht mir das auch noch aus ;-)

Ich folge weiter meinem Weg, bis ich plötzlich vor einem großen Metallgitterzaun ende: Dahinter die zweigleisige Bahnlinie Heide - Itzehoe und der Track führte geradewegs auf die andere Seite.

Mist. Und schon rauscht bereits wieder ein Zug vorbei.

Mmmh, am Bahndamm geht wohl ein Weg entlang und wenn man dem folgte und am Ende nochmal 300m querfeldein, dann hätte man sogar noch großen, ganz großen Bogen gespart ...

Naja, die Sache mit der Fahrradkette ist ja altbekannt :-(

Zuerst verliert sich der Weg, dann wird es sumpfig, letztlich ende ich vor einem Wassergraben. Die Böschung des Bahndamms ist mittlerweile ganz schön mächtig geworden und von Brennnesseln und Himbeergestrüpp übersäht. - Na, letztere Verbindung kennen wir doch schon.

[Beginn: nichts für Kinder; nicht zum Nachmachen empfohlen]
Mühsam klettere ich den Bahndamm empor, um dann kurz vor der Krone auch noch einen gemauerten Absatz von ca. 1 Meter und nochmal ordentlich Dickicht oberhalb zu entdecken. Rechts komme ich daran aber vorbei. In der langgezogenen Kurve die Lage und die Befahrbarkeit zwecks Geschwindigkeit gecheckt und dann nichts wie rüber auf die andere Seite.
Unterhalb ein weiterer Wassergraben und somit geht es ein ganzes Stück zurück, ehe ich seitwärts wieder auf den richtigen Pfad (der Tugend) zurückkomme.  
[Ende]   

In einem weiten Bogen nähere ich mich nun einem früheren Kliff (heute "Kleve") der Nordsee, welches ca. 30 Meter aus der Umgebung herausragt. Nix wie rauf.

Am Bismarckstein vorbei geht es durch den Wald und immer mal am Abhang/Abgrund entlang.

Wie schreibt der Autor des Wandererführers zur Sehenswürdigkeit in der Folge:
"Früher höchstgelegener Acker der Region, heute Basis des Dithmarscher Luftsportvereins."

Es ist heute sehr warm (für hießige Verhältnisse): achtundZWANZIG Grad und ausnahmsweise windstill. Mutmaßlich hätten die Schüler hier (wo im Rahmen einer aktuellen K2-Studie in Form von teilnehmender Beobachtung ein Anteil von ca. 50% an Infotafeln mit Eiszeit-Bezuch festgestellt werden konnte) heute hitzefrei erhalten - wenn nicht sowieso gerade noch eine Woche Sommerferien wären.

Die Rotoren der großen Windkraftanlagen im Süden stehen still, aber - das ist das Schöne an der Physik: Stillstehende Rotoren erzeugen keine Energie, aber speist man Energie in (bis dato) stillstehende Rotoren, so fangen die sich zu weilen an zu drehen.

Und so hebt eine nach der anderen Propellermaschine nach ordentlich Gas geben vom Flugplatz Hopen neben mir ab.

Vom Kliff geht es dann wieder hinab, aber fast den ganzen Tag auf schattigen Waldwegen entweder am Fuß des Kliffs entlang oder auch ab und an hoch und später wieder hinab.

In den letzten Tagen habe ich hier im Norden ja schon viele, um nicht zu sagen SEHR viele unterschiedliche Sorten von Rindern/Kühen gesehen, aber diese (augenscheinlich von einem SEHR faulen Anstreicher) Zebra-gefärbten sehen wirklich ungewohnt aus:

Quizfrage in die große weite Web-Welt: Wer/was ist das ?

Wirklich eine traumhaft schöne Tour heute, quasi das Sahnestück - nun ja, Sahnetorte ist nicht so ganz meines, einigen wir uns (auch zu Rindern passend) auf Filetstück ?! - des zum Bahnhof hin verlängerten zweiten Teils von WV5.

Skurile Bauwerke finden sich dann auch noch am Weg (diesmal war aber kein Logbuch hinter einem der Türchen zu finden):

Mangels Quartier in bzw. um Burg (Dithmarschen) ist mein Tagesziel der Bahnhof, der nicht mitten im Ort liegt, sondern am nördlichen Ortsrand deutlich höher gelegen: Das ist kein Wunder, denn direkt nach dem Bahnhof Burg geht es bereits auf eine Eisenbahnhochbrücke, die hier den Nord-Ostsee-Kanal (übrigens der am stärksten befahrene Kanal der Welt !) überspannt.

Den ganzen Ort bekomme ich eigentlich immer durch Bäume hindurch Facetten-weise zu Gesicht, da der komplette Weg über kleine, teils verschlungene Pfade am Rand durch Waldstücke führt.

Dort treffe ich auch noch ein paar Artgenossen der schlängelnden Art:


Begegnungen:
- 1 Kaninchen
- 2 Rehe
- Blindschleiche (klein)
- Blindschleiche (mittel)

1 Kommentar:

  1. Meen Jung', stürz Dich bloß nicht ins Unglück! Da kommen noch andere Gefahren auf Dich zu als der an sich rollstuhlgerechte Weg von Michaelisdonn zum Bismarckstein! Zum Beispiel gleich eine Ortschaft weiter in Kuden - der Abstieg von der Aussichtsplattform hinunter ins Moor ist nichts für schwache Nerven (also zumindest für norddeutsche Verhältnisse ...)!

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