Sonntag, 17. April 2022

Tag 54: Was blüht denn da ?

Egelsbach - Ober-Ramstadt
(25,0 km - 270 Hm auf - 210 Hm ab)

Spät gehe ich heute los, denn es ist noch bedeckt und reichlich kühl.

Nachdem ich durch meine alternative Etappenaufteilung etwas abseits der E1 genächtigt habe, heißt es zuerst gen Osten wieder zurück an/in den Wald und auf die richtige Spur zu kommen.

Spätestens als dieser Geselle am alten Forsthaus auf mich herab schaut, weiß ich, daß ich richtig bin.


Ok, ok, ein paar grüne Kreuze auf weißem Grund habe ich auf den 200 Metern davor natürlich auch schon erspähen können: Die Markierung des Odenwaldklubs ist seit den Randgebieten von Frankfurt wirklich durchgehend absolut zuverläßig und extrem dicht. Kompliment !

Auf dem Hessischen Radfernweg R8 geht es durch den Mischwald.

Links und rechts des Weges erlaubt die ausschlagende Natur immer wieder idyllische Einblicke.


Mein Thema des Tages ist heute aber ein anderes: 

Noch nie so früh im Jahr war ich auf einer Mehrtageswanderung unterwegs, denn mein Versuch, im zuvor auch nicht zu erahnenden, stabilen 20°-Sonnen-Hoch Mitte März 2020 den Anfang des Südalpenwegs 03 an der Steirischen Südgrenze bis Eibiswald zu gehen, endete ja damals mit einer Notbremse in Graz und der Corona-Flucht in die Heimat: Geplantes Aufwärmen für Osttirol360.

So früh im Jahr zeigt sich die Natur nun von einer anderen Seite, aber das was (schon) blüht, sticht einem um so mehr ins Auge, da ansonsten das Grün noch nicht so üppig/dicht ist.

Als Kind hatte ich ein Buch "Was blüht denn da" (der Klassiker aus dem Kosmos-Verlag seit 1935) - und wer den Bücher-Sammler kennt, mag erahnen, daß es weiterhin das Regal im Büro zu Hause ziert (53. Auflage von 1990 übrigens).

Mitgenommen auf die Wanderung habe ich es nicht - so weit geht mein Interesse dann doch nicht zu Lasten des Gewichts.

Irgendwann in der früheren Schulzeit (5. Klasse ?) wurden wir ja sogar auf die Jagd nach den Frühblühern geschickt und man sollte zu einer vorgegebenen Liste an Blumen das früheste blühende Vorkommen dokumentieren. Ah, Wettkampfgedanke (Neu-Deutsch: "Gamification"), hat mich ja schon immer DOODAAL motiviert.

Später finalisierten sich die schulischen Vorgaben dann in durch Folter herzustellende letale Zustände armer unschuldiger Pflanzen ("Herbarium").

Und das alles nur, weil die Flora keinen Welpenschutz genießt und nicht so süß ist wie beispielsweise Akita-Nachwuchs ?

Die von mir damals gejagten (also "erlegten") Blumen wurden jedenfalls unter einem riesigen Berg an Büchern zermalmt, auf beschrifteten Seiten festgeklebt, in eine Mappe gepfercht, später in einen dunklen Karton gesperrt und letztlich auf dem Dachboden der Eltern mit allen anderen Sachen meiner 13-jährigen Schul-LAUF-Bahn der sommerlichen Hitze und der winterlichen Kälte ausgesetzt.

Seit 30 Jahren Einzelhaft im Dunkeln.

Da kann man sich (selbst nach dem Tod) schon Schöneres vorstellen... 


Der Weg führt mich dann am Diana-Pavillon vorbei. Kurz war ich ja versucht, zum Telefon zu greifen, aber wer die Baumschööölerin kennt, ruft früh Morgens um 11 Uhr sicher NICHT ohne Grund und noch dazu an Ostern (Ferien + Wochenende) an - außer man legt wert auf Nahtoderlebnisse und spielt gerne mit seinem verbliebenen bißchen Leben.


Am Schloß Kranichstein (Hotel) macht der Weg eine scharfe Biegung und am See vorbei geht es wieder in den Wald.


Darmstadt wird östlich nur kurz am Gelände der Technischen Universität tangiert.


Nach einer längeren (Mittags-)Pause am sonnigen Waldrand bietet sich bereits wenige Meter später ein lustiges Bild:


Na, den roten buschigen Schwanz auf dem Foto oben entdeckt ?

Nein ? Dann bitte erst nochmal genauer schauen. Oder den favorisierten Optiker beehren.

Leider habe ich das vorwitzige Eichhörnchen, was da einfach Vogelfutter neben all den anwesenden Meisen klaut, nicht besser vor die Linse bekommen. Alles vorsichtige Anschleichen hat da auch nichts geholfen. 


Auf dieser Bahnstrecke fährt augenscheinlich schon etwas länger kein Zug mehr, weswegen es nicht verwundert, daß der Bahnübergang auch nicht mehr beschildert und kaum noch auszumachen ist:


Das abgebildete Lomotiv-Modell am Haus daneben mag einen Eindruck von den zuletzt vorbeigekommenen Zügen vermitteln:


An mancher Stelle ist die Natur quasi bereits wörtlich in voller Blüte:



Aber auch andere Kuriositäten finde ich am Weg. Eine besondere Form von Schwamm ? - Jedenfalls ganz weich beim Anfassen... 


An einigen Fischteichen vorbei geht es in den letzten langen, ganz langen (aber moderaten) Anstieg des Tages.  


Am Weg zuweilen auch Kurioses...


Bevor es jenseits des Hügels aus dem Wald heraus hinab gen Ober-Ramstadt geht.


Daß Sport Mord ist, braucht MIR ja keiner zu erzählen. Gut, daß Wandern kein Sport ist. Fitness ist es (wie üblich) noch nicht und Wellness eher selten.

Weil nun Sonn- und Feiertag kommen, will ich mir noch etwas Proviant kaufen und die morgens im Hotel vergessene Sonnencreme mag auch ersetzt werden. Recht erschöpft stelle ich den Rucksack an der Einkaufswagenparkgarage ab, um nach Münze zu kramen, aber da werde ich auch schon freundlich lächelnd von einer Frau angesprochen, ob ich denn nicht ihren Wagen wolle. Nun, das löst nur nicht mein Münz-Problem - denke ich. Falsch. Ihr Wagen hat/braucht gar keine Münze, wieder etwas Anstrengung gespart, manchmal meint es der Herrgott echt gut mit einem und schickt quasi einen Engel.

In der Unterkunft geht meine akute Glücksträhne gleich nahtlos weiter: Wegen noch laufender Umbauarbeiten (das Haus hatte zum 01. April 2022 erst die Wieder-Eröffnung) erhalte ich ein kostenloses Zimmer-Upgrade. Nah, wenn das mal bei Software-Updates immer so reibungslos laufen würde... ;-) 

Rechtschaffen erschöpft sinke ich im Hessischen Hof jedenfalls erstmal in einen kurzen Erholungsschlaf...



... bevor ich mich dann (200 Meter entfernt) dem Auftanken der Energievorräte widme.

Die Vorspeise sieht ja schon mal ganz gut aus, darauf läßt sich aufbauen:



Ein Paar stille Johannisbeer-Schorlen später kann ich mich dann auch wieder bei Kräften den Aufstieg von der Hammer-Mühle zur Unterkunft oben auf dem Berg angehen.

Begegnungen:

- (unbewaffneter) Jäger mit Dackel inWarnweste

- (ein richtiges) (freches) Eichhörnchen

- 2 Falken

- nette Frau mit Einkaufswagen

9 Kommentare:

  1. Sitz grad auf dem Ergometer und lese deinen Blog. Bei der Vorsttellung des Dackels in Warnweste muss ich mir das Lachen verbeissen ;)
    Übrigens, für die ersten Blogeinträge hab ich keine Benachrichtungsemail erhalten, für den heutigen dann doch :)
    Wünsche dir weiterhin einen schönen (Oster)spazuergang! Und das mit dem Trockenbleiben hat ja bis jetzt gut geklappt! ;)

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    1. Das mit dem Trockenbleiben wurde bis zum Ende durchgezogen.

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  2. Also, seit wir Kinder haben, hat sich das mit dem Schlaf um 11 Uhr leider erledigt (habe heute grandiose 9 Uhr rausgekämpft!). Kann mittlerweile also auch bereits am Vormittag Steinmauern beschreiben ;-)
    Grüße von der Baumschülerin

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  3. Na gut. Die Baumschüler waren auch mit mir um 11Uhr verabredet ;-)

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  4. Siehst Du, da mussten wir deutlich früher aufstehen. Und ich war noch in Betzenstein!

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  5. Hast du heuer endlich wirklich Osttirol 360° vor zu machen :) By the way - Frohes Wandern! Wieder schön von dir und deinem Wanderabenteuer zu lesen !! LG Anna

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    1. Anna, wir warten einfach, bis er alles schön ausgetreten hat, gell. Ich für meinen Teil warte zwar schon so lange, da waren die Lienzer Dolomiten noch ein fruchtiges Hügelland, aber es wird schon irgendwann soweit sein, und der K2 macht sich _WIRKLICH_ auf den Weg!

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    2. Liebe Anna.
      Nope: Osttirol muß (wohl weiter) warten.
      Ganz Osttirol ?
      Nein, wenn alles gut läuft, werde ich Osttirol (im Sommer) berühren.
      Aber erstmal steht bis Pfingsten noch ein Stückchen E1 auf dem Programm.
      Du mußt nämlich wissen: Ich kann ja nicht einfach so entscheiden, was ich gehe, sondern seit einigen Jahren bekomme ich aus Wien bzw. jetzt aus Kärnten genaue Vorgaben: Teilweise sogar schriftlich (mit rotem Einband) !
      Cu K2.
      P.S.: Der Floh-Flüster-Martin hat mir da für den Sommer etwas nahe gelegt - wahrscheinlich hat ER es nur längst wieder verdrängt ;-)

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  6. Sehr geehrter Herr nicht zu Vergessender.
    Wenn Sie wüßten, daß die Nicht-Wissende (ugs. Muggel) weiß, was sie nicht zu wissen wollen gedenken...
    Lachende Grüße in den globalen Süden, einschließlich Wien, Wiener Neustadt und neu statt Wien, K2.

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