Stapel/Norderstapel - Erfde
(9,1 km - 50 Hm auf - 50 Hm ab)
Der Rest der gestern bereits zum großen Teil absolvierten zweiten Etappe der West-Variante ist das heutige Tagesprogramm.
Bei weniger als 10 Kilometern Entfernung, frühestem Check-in am Gasthof am Ziel um 17 Uhr und tagsüber geschlossenem Lokal am Start, sorgte dies für ein ungewöhnlich spätes Frühstück und dann für Zeit Verbummeln mit Blog-Schreiben und ähnlichem im Biergarten noch bevor es losgeht.
Am frühen Nachmittag wird es dann durch starke Bewölkung und Wind etwas ungemütlich und ich mache mich auf die Socken.
Das war jetzt natürlich eine Lüge: Just-in-time werden die Schlappen noch weggepackt und die Wanderschuhe über die Socken gestülpt.
So, so, dürfte auf Hochdeutsch so viel heißen wie: Eiter - Tränen - Sorgen. - Erinnert mich fatal an den Zustand der komischen Stelle am linken Fuß :-(
Aus dem Ort hinaus gen Süden ging es ins Land der zwei Berge.
Nicht lachen !
Bei schönem Wetter und klarer Sicht soll man von hier sogar die Eisenbahn-Hochbrücke von Rendsburg sehen können. Sagt man. Das ist aber wohl wie mit der Sonne hier oben: Tagsüber eigentlich immer da - man sieht sie nur (meist) nicht ;-)
Der Schotterweg aus dem Ort hinaus macht eine starke Biegung und führt wieder nach Norden. Ich muß nach Süden. Der Abhang links hinab sieht selbst mit Wanderstöcken unbegehbar steil aus (wie wenn man auf dem Hochplateau am Kinnaroden steht und den Steilhang zu "Nothing but Stones" ungläubig hinabschaut). Nun, hier sind es zwar nur ca. 30 Höhenmeter, dafür fehlen aber T-Markierungen, haltgebende Steine und Spuren, die zum Nachahmen animieren.
Aha, laut GPS sollte ein Abzweig auch direkt nach Süden führen. Mmh, auf den ersten Blick ist da nur eine (scheinbar) unbevölkerte Weide.
Mit etwas Phantasie ist rechts neben dem Stacheldraht so etwas wie ein Pfad zu erahnen - wären sa nicht dichte Himbeerranken und Brennnesseln. Mangels Alternative also auf in den Kampf. Schritt für Schritt und zwischendurch auch noch einen halben herabhängenden Baum verbiegen, um irgendwie vorbei zu kommen, ohne sich am Stacheldraht alles aufzureißen.
Es klappt. Nach einer Weile wird der Weg etwas breiter, führt von der DOCH lebhaft bewohnten Weide weg - nur leider nicht zum Talgrund, wo ich den Radweg schon sehen kann: Ich lande nämlich auf einer alten Brücke, wo der Bauer wohl zur Weide auch von unten herüber fahren kann. Nun noch heil die Restböschung unter Brücke Schritt, Stockeinsatz für Schritt, Stockeinsatz hinunter und erstmal richtig durchschnaufen.
Auf dem schmalen Treene-Radweg geht es nun schnurgerade - oh, ich korrigiere mir: 1x gibt es eine Richtungsänderung nach Erfde. Die 100-Kilometer-Marke seit der dänischen Grenze ist damit überschritten.
Der Wirt dort ist schon ein Schlitzohr: Wie im Internet zu lesen stand, am Vortag angerufen, um montags überhaupt übernachten zu können (Dienstag ist dann mal gleich ganz zu), daß der Eingang allerdings eine AST ist (Anruf-Sammel-Tür), hätte er mir ebenso sagen können wie die Tatsache, daß es montags auch gar nichts zu Essen gibt (trotz anders lautender Öffnungszeiten am Eingang).
Immerhin: Letzteres verhilft mir zu einem schon ca. 35 Jahre nicht mehr gehabten Einkaufs"erlebnis": Es gibt sie noch, diese GANZ alten Edeka-Läden. Und hier haben die sogar bis 22 Uhr offen...
Das eigentlich tragische Ereignis des Abends ist allerdings die ca. 1,5-stündige und bis dahin VÖLLIG ergebnislose Suche (zusammen mit/parallel zu der Bodenkontrolle) nach IRGENDWELCHEN Unterkünften mit verfügbaren Betten im Lauf der nächsten Tage und ca. 60km Wegstrecke (+ Nachbarorte). Aussichtslos. Und komisch: Als hätte man einen Schalter umgelegt, denn die Entfernung zur Nordsee dürfte wegen der südlichen Marschrichtung recht gleich bleiben und am Vortag in Norderstapel waren nur 4 Zimmer belegt, heute gar nur eines.
Letztlich quartiere ich mich für 3 Nächte in einer Jugendherberge in einem jetzt mal gerade lieber nicht zu nennendem Orte ein und nehme sehr viel Logistik auf mich.
Die Nacht verläuft überraschend ruhig, denn ich hatte schon befürchtet, Donald läßt auch hier die Nationalgarde in der Nacht einmarschieren, wenn er von diesem Schild mitten im Ort Wind bekommt:
Begegnungen:
- etliche freundliche Radler auf dem Radweg
- 1 Storch
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