Mittwoch, 29. Juli 2020

Tag 05: Wenn sich plötzlich Abgründe auftun

Erfde - Welmbüttel
(22,4 km - 220 Hm auf - 190 Hm ab)

Die lange Etappe an Tag 03 war (von Wällen/Mauern am Anfang und Hügeln und kleinen Wäldern gegen Ende mal abgesehen), Schleswig-Holstein-Klischee, wie sich das ein Süddeutscher so vorstellt/aus der Schublade holt:

Flaches Land, grüne/fette Wiesen, Kühe links, rechts, vorne, hinten, in allen Farbschattierungen, aber vorzugsweise mit hohem Schwarz-Weiß-Fleckvieh-Anteil, garniert die Landschaft noch mit ein paar Maisfeldern (zwecks Silage für den Winter ?) und Kanäle dazwischen.
An die Züge schreiben sie ja auch noch extra: "Der echte Norden".

Heute dagegen hatte ich ein total vielseitiges Programm mit Landschaft, Technik, Historie und natürlich auch Kühen - die waren wohl extra auf Touristen-Beschau (mit großen roten Rucksäcken) eingestellt, so kam es mir unterwegs zumindest zuweilen vor ;-)
Das Wetter war heute auch wieder sehr angenehm (während ich aus dem Süden von Stöhnen über Hitze höre, habe ich durch Wind/Sturm, Schatten und nur wenige Grad über 20°C eher zu weilen Probleme, die erkalteten Muskeln - erste wurden bereits gesichtet - nach Pausen wieder auf Touren zu bekommen).

Manchmal genügt mein Intellekt hier nichtmal zum (einwandfreien, d.h. ein-eindeutigen) Verständnis der Straßenschilder:
Zwischen Scheppern und Pahlen geht es recht nah an der Eider entlang und kurz vor dem Ortseingang von letzterem, erregt dann ein Verkehrszeichen meine Aufmerksamkeit, was im Süden (und in den Alpen) eher recht selten vorkommt:
Kaum bin ich über die Eider gegangen und will die Straße überqueren, schaue ich nochmal zurück und wo ich noch vor wenigen Minuten war, tun sich nun Abgründe auf:
Die Besteigung der Wand wäre ja vielleicht nur T4.5 (Geländer !), aber ich fürchte auf der anderen Seite hätten selbst die Huber Buam im Abstieg so ihre Schwierigkeiten - vom "Wassergraben" ganz zu schweigen.
Am alten Lokschuppen der nur von 1906-1936 in Betrieb befindlichen Schmalspurbahn mache ich mich ein wenig schlau und im weiteren Verlauf des Weges werde ich heute durch einen 40-Meter hohen Hügel auf der alten Trasse gehen (da wurde händisch eine Schneise hineingeschaufelt), durch das Moor (dort wurde der Abraum zum Aufschütten benutzt) und durch ein paar Wäldchen (hier natürlich Sumpf-typisch eher mit Pappeln/Birken statt der zuvor üblichen Buchen/Eichen).
Den E1-Zipfel gen Westen hinter Tellingstedt gehe ich noch, um in aber am westlichsten Punkt in Richtung Bushaltestelle zu verlassen.
Die drei langen Etappen ab Erfde (bei dem Namen muß man auf der Tastatur immer aufpassen, daß man nicht überdreht, sondern irgendwann auch wirklich aufhört ;-) mit gerade unmöglichen Übernachtungsoptionen, will ich auf vier Tage aufteilen und (gezwungermaßen) jeweils pendeln, um die "Connectet Footsteps" zu realisieren. 


Begegnungen:
2 große Libellen
1 Buntspecht

3 Kommentare:

  1. Stefan Behrens30 Juli, 2020 12:52

    Mais wird hier bei uns auch gern an Biogasanlagen verfüttert.

    Viele Grüße
    Stefan

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    1. Hallo Stefan.

      Ah, verstehe.
      Vielen Dank für den regional fachkundlichen Rat - ist doch immer wieder von Vorteil, auf lokale Expertise zurückgreifen zu können.

      Cu K2.

      P.S. Bin im Moment übrigens ca. bei der Hälfte bis Hamburg.

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  2. Stefan Behrens30 Juli, 2020 21:01

    Prima, Kai, halb bis Hamburg, trotz aller Widrigkeiten wegen der Übernachtungen. Ich peilte Nord WV11 zur Begleitung an.

    Nachdem ich vorhin etwas über Mais und Biogasanlagen schrieb, habe ich mal nachgefragt; ein Freund betreibt im Raum Mölln einige Biogasanlagen und schrieb mir eben, was mich doch beeindruckte:
    "Ich habe mal die Zahlen unserer 2. Anlage herausgesucht. Wir verfüttern im Schnitt täglich 62,8 to Feststoffe. 3/4 davon ist Maissilage, das restliche Viertel vor allem Grassilage, Silage von gehäckseltem Getreide und manchmal etwas Hühnertrockenkot. Daraus entstehen täglich im Schnitt 27 400 kWh elektrische Energie und ca. 40 000 kWh Wärmeenergie, die zum großen Teil in Sterley als Fernwärme genutzt werden."

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