Sonntag, 22. Mai 2022

Tag 64: Ja, wo sind sie denn ?

Forbach - Mummelsee
(26,4 km - 1.320 Hm auf - 570 Hm ab)

War ich gestern etwa doch in Frankreich gelandet ? - Also der Chef und die Chefin haben schon ein recht deutlichen Akzent in westliche Richtung, aber das Frühstücksbuffet ist klasse, insbesondere der frische Obstsalat mit vielen fruchtig-süßen Erdbeeren läßt schwärmen.

Beim Frühstück lerne ich auch gleich noch Jörg kennen, einen älteren Herren aus Bremen, der mittlerweile zum dritten Mal auf dem Westweg unterwegs ist. Auf meine Frage, warum er denn dann nicht beispielsweise mal einen der anderen Wege längs durch den Schwarzwald probiere (z.B. den Mittelweg), winkt er nur lächelnd ab: Der Westweg gefällt ihm einfach so gut. Nur heute würde ihn der extrem steile Anstieg zu Beginn der Etappe stören, weswegen er ein Stück mit dem Bus fahren wird (mit dem Konus-Ticket in der Gästekarte in großen Teilen des Schwarzwalds inklusive).

Nun, im Wanderführer steht auch etwas von "knackiger Aufstieg" und "Kondition abknöpfen". Na, Prost Mahlzeit, denke ich mir und verweile zur Sicherheit noch etwas beim Stärken im Frühstücksraum.

Irgendwann muß ich aber denn doch mal los und aus Forbach heraus geht es eine Straße zur Kirche hoch wirklich steil los.

Dort läßt das Blütenmeer kurz verweilen, bevor es in den Wald geht.

Am späten Vorabend hat es zumindest mal ca. 15 Minuten geregnet (mit Gewitter wurde es wieder nichts, auch wenn es mehrfach so aussah), so daß heute die Luft ganz klar und es gleich mal 7 Grad kühler ist: Sehr angenehm. So läßt es sich aushalten. Und frohgemut weiter in den Anstieg gehen.

So steil ist dieser nun auch wieder nicht und bereits nach kurzer Zeit erinnert er mich an den Hermann-Hecht-Weg von Finkenberg zur Gamshütte im Zillertal: Zick-Zack-Serpentinen-Pfad, teils über Waldboden, später recht felsig, der Boden rechts und links ist restlos mit Blaubeerbüschen übersäht (zur Ernte bin ich aber zu früh dran) und der Wald nicht ganz dicht.  

Die Schwarzenbach-Talsperre wird nur tangiert und dann geht es ein ganzes Stück nach Norden (also eigentlich die falsche Richtung) entlang des Zuflußbachs weiter.

Nach einer Weile wird die Forststraße wieder gegen einen Pfad und die Himmelsrichtung in Westen eingetauscht.

Am Seekopf habe ich nach ca. 800 Aufstiegsmetern den nächsten (also eigentlich den ersten richtigen) 1.000er (1.001 m) erreicht, wo sich auch ein Denkmal für Philipp Bussemer findet, einem der Westwegbegründer. Der Westweg besteht übrigens seit dem Jahr 1900.

Ich finde den Weg hier einfach nur traumhaft schön.

Instinktiv schaue ich auch mal hinter dem Denkmal unter einen Stein. Treffer, versenkt ;-)

Außerdem kontaktiere ich - wie aufgetragen - Andreas, denn mit ihm und seiner Frau bin ich heute kurzfristig verabredet: Von hier dürften es noch ca. 1,5 - 2,0 Stunden bis zum Treffpunkt am Hundseck sein.

Den Friedrichsturm auf der Badener Höhe passiere ich nur (bin ja schon/weiterhin über 1.000 Meter, da brauche ich keine Zusatzhöhenmeter) und dann geht es den Fahrweg eine ganze Weile abwärts.

Ab und an schicke ich eine "Wasserstandsmeldung" im Sinne von "hhmm noch x,x km" per SMS.

Schon etwas vor der Zeit komme ich am Hundseck an und stehe erst noch unschlüssig unterhalb der Wirtschaft:

Doch da winkt oben Andreas: 10 Jahre nicht gesehen, gleich wieder erkannt, wie wir dann zusammen mit seiner Frau Sabine feststellen und ich erstmal noch eine ausgiebige Pause mit jeder Menge Erzählungen von Bienen, ohne Blümchen, bis hin zu Bergen verbringen.

Die beiden kamen 2012 "von der richtigen Seite" (wie ich heute lerne: Westen) des Schwarzwalds extra zu meinem (inoffiziellen) München-Venedig-Veteranen-Event an den Tegernsee.

Überhaupt lerne ich auf den 10 gemeinsamen Kilometern bis zu meinem Gehziel Mummelsee für heute ganz viel über die Gegend, die Historie und über Imkerei (Hobby von Sabine; Andreas hat dafür das Geocaching).

So fit und flott die beiden sind, auch sie kommentieren den Aufstieg von Forbach kritisch - keine Ahnung, was sie alle haben.

Tja, Martin, man sollte es nicht nur im rechten Bizeps und im linken haben (ich weder noch), sondern neben Norddeutschland-Spezialisten (Stefan), kann man sich auch einfach Schwarzwald-Spezialisten in Süddeutschland anlachen, die dann extra am Wochenende die Messevorbereitung ruhen lassen, sich spontan auf den Weg machen, mit einem ein Stück Westweg zu gehen, was sie eigentlich in und auswendig kennen... 

Vielen Dank Euch beiden für die Begleitung, den netten Nachmittag und die vielen tollen Geschichten und Infos !

Auf der Hornisgrinde gibt es dann auch "kleine Berghütte", wo das typische Baden-Württembergische Understatement voll rauskommt (erinnert mich ein wenig an die neue Boé-Hütte).

Von dort kann man auch schon auf den berühmten Mummelsee und das Hotel (wo ich vor Wochen schon kein Bett mehr für heute bekam) hinabblicken.

Ich bin total überrascht, wie wenig eigentlich für ein Wochenende bei perfektem Wetter los ist.

Sabine und Andreas übrigens auch. 

An der Bushaltestelle am Mummelsee trennen sich dann unsere Wege: Ich fahre ans nächste Etappenziel, um am nächsten Morgen mit dem Bus wieder zurück zu fahren und die beiden fahren zurück zu ihrem Auto.

Als mir der mangelnde Daten-Empfang am Handy bei vollem Empfang endgültig spanisch vorkommt, starte ich mal neu und prompt finde ich auch alle Nachrichten von Andreas zum Treffpunkt Hundseck. 

Naja, hat ja auch so geklappt :-)

Während ich es mir abends gut gehen lasse (die Schwester des Wirts ist Konditorin), lese ich dann noch eine Nachricht von meinen nachmittäglichen Begleitern, daß sie den Abend (quasi stilecht) bei Spaghetti und "Dem Paten" (als Film - olfaktorisch weniger aufdringlich) ausklingen lassen.

Es gibt wohl Menschen, die können einfach nicht genug bekommen *lol* ;-)


Begegnungen:

- Jörg aus Bremen (beim Frühstück; zum 3. Mal auf dem Westweg)

- 2 Schutzhütten-Übernachter vor der Hütte

- 1 kleine blaue Libelle

- Tageswanderin aus Karlsruhe

- 4 kleine blaue Libellen

- Sabine + Andreas (GC: Kappler)


Gipfel:

- Seekopf (1.001 m)

- Badener Höhe (1.002 m)

- Hochkopf (1.039 m)

- Hornisgrinde (1.163 m)


2 Kommentare:

  1. Auch Danke für den unterhaltsamen und kurzweiligen Spaziergang.
    Und noch viel Spaß und Glück auf dem Weiterweg.
    Wenn man hier Bilder mit zum Kommentar einstellen könnte gäbe es noch ein paar Schneebilder von der Hornisgrinde dazu...

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    1. Hallo Andreas.
      Wenn Du mir ein schönes, exemplarisches Winterbild einfach per E-Mail zuschickst, füge ich es zum Vergleich einfach direkt oben ein.
      Schöne Grüße, K2.

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