Sonntag, 29. Mai 2022

Tag 70: DE-r außeralpin Höchschte

Hinterzarten - Schluchsee
(30,8 km - 860 Hm auf - 810 Hm ab) 

Um 09:45 Uhr kann es am Bahnhof Hinterzarten nach der Anreise von Donaueschingen losgehen.

Da ich zwei Nächte draußen im Osten schlafe, war am Vorabend Waschtag mit überdurchschnittlicher Trocknungszeit in der Folge und es lockt heute ein stark gewichtsreduzierter Rucksack. Ob der Kühle habe ich für die 30 Kilometer auch nur 2,5 Liter Wasser an Bord - da hätte ich sogar noch deutlich weiter reduzieren können.

Gen Süden geht es durch den Ort und schon bald zweigt mein Weg vom gestrigen ab und führt letztlich Richtung Südosten auf einen Pfad leicht bergan.

Der Weg gen Feldberg ist klasse: Kaum Leute unterwegs, moderate Steigung und abwechslungsreich.

Interessanterweise kommen mir zwei Gruppen von Franzosen entgegen.

Ansonsten werden die von Radlern augenscheinlich typischerweise benutzten Routen und auch eine Massen-Wanderungs-Route am heutigen Brückentag nur kurz tangiert.

Bei einer solchen Tangente ertappe ich mich FAST dabei, den früher obligatorischen Fehler meines Großvaters auf dem Frankenschnellweg auf dem Weg zu seiner Schwester zu machen: Ach, den einen kann man doch noch überholen und *schwupps* war die (richtige) Ausfahrt perdu.

So bleibe ich mal lieber hinter der trägen Kolonne, um dann - quasi gleich nach dem Einfädeln von links - wieder rechts steil(er) bergan auf den schönen Single-Trail von der Forststraße abzuzwegien.

Keine Ahnung, was die Masse der Leute an der Schotterstraße findet.

Macht Euch selbst ein Bild:  

Auf dem Feldbergsattel angekommen, stellt sich die Gretchenfrage: Weg/Zeit-Optimierung oder volles Programm.

Ok, welch rhethorische Frage, also rechts abbiegen in die Sackstraße zum Gipfel. Die Asphalt-Autobahn überlasse ich den Radlern, aber die Schotterstrecke daneben ist auch nicht weniger besucht.

Trotz des einen oder anderen riskanten Überholmanövers (teils sehenden Auges bei Gegenverkehr, teils hatte ich die Augen in Erwartung eines Aufpralls vor dem wieder Einscheren auch bereits geschlossen) erreiche ich unfallfrei das Ziel und den Wendepunkt des heutigen Tages.

Am höchsten Punkt des E1-Weit-Wanderwegs in Deutschland und übrigens "au dem höchschten" (wie der Ex-Bundes-Jogi aus der Gegend sicherlich meine täte) Gipfel deutscher Mittelgebirge befinde ich mich nun auf 1.493 Metern am Feldberg.  

Mit einem löchrigen (not a bug, but a feature) T-Shirt von 109 Gramm und kurzen Hosenbeinen, vollziehe ich zeitnah eine Kehrtwende und gleite wieder hinab zum Sattel.

Die mir entgegen kommenden Horden sind fast ausnahmslos in Anoraks eingepackt, haben meist Wintermützen auf und teilweise Handschuhe an.

Keine Ahnung, wo die damit hinwollen oder was die vorhaben: Die im Aufstieg gesichteten  Restschneefelder sind sehr klein und abgelegen, die Piste am Osthang komplett aper (wird im Rahmen einer persönlichen Begehung in der Folge geprüft worden sein).

Zuvor aber noch eine kurze Foto-Session Seebuck:

Kurz danach lasse ich die winterlich gekleideten Menschen mal lieber hinter mir und unter sich auf dem Gipfelplateau zurück. Die fanden mich wahrscheinlich genauso befremdlich wie ich sie...

Mangels meiner Race-Carver (also eigentlich Race-Oger um genau zu sein) geht es nun in Kurzschwung-Technik rasant bergab.

Feldberg-Ort ist auch schnell passiert und durch das Betriebsgelände einer Caritas-Erholungs-Einrichtung geht es endgültig weg von Rummel, Straßen (die B500 mal wieder) und Verkehr.

Nach einer Weile auf der Forststraße sehe ich seit ewigen Zeiten mal wieder ein explizites E1-Schild: Hier trenne ich mich nun endgültig vom Westweg (hier führt die östliche Variante gen Feldberg, nachdem ich der westlichen am Titisee gefolgt war) und biege (vorerst) auf den Mittelweg ein.

Beim Blick zurück wirkt der Feldberg schon ganz schön weit weg.

Ich mache nun aber endgültig den Abgang gen (Süd-)Osten, auch wenn "Aeule" mich immer noch unbekannterweise amüsiert:

Schon der erste (freie) Blick auf den Schluchsee läßt mich mit den Einheimischen fühlen: Sollen die Touris alle zum Titisee pilgern, die Promenanden breit treten und meinetwegen auch Kuckucksuhren shoppen, FALLS es die da WIRKLICH gibt (nennt mich Thomas, ich glaube es erst, wenn ich es sehe), wie sich bei jedem weiteren Meter und bis zum nächsten Mittag sich weiter wird bestätigen werden: Der Schluchsee ist eh schöner.

Kurz vor Aha (ein Ort mit Bahnhalte-Stelle am See) habe ich noch ein persönliches Aha-Erlebnis:

1. Das (bisherige) große Delta zu den prognostizierten Höhenmetern wird durch Einbau eines unnötigen Berges ausniveliert. - Man hätte ja auch am See entlang den direkten Weg nehmen können (da zeigt sich schon ein Leit-Motiv für die nächsten Tage).

2. Mit der optimistischen Marschtabelle (siehe gestern: optimistisch/realistisch/konservativ) wird es nun knapp, aber ok, schauen wir mal...

Um 16:15 Uhr stehe ich am Bahnhof in Schluchsee (Abfahrt: 16:34 Uhr). Daß ICH mal drei Stunden schneller sein könnte als im Wanderführer nach korrekt angewendeter Laufzeit-Berechnungs-Formel prognostiziert, hätte ich auch nie zu träumen gedacht.

So wird es immerhin nur 18:30 Uhr bis ich wieder in der Unterkunft werde gewesen sein - Zugfahren und Umsteigen (in Titisee) ohne Kuckucks-Uhren-Kaufen kostet halt Zeit (und Nerv).

Aber nur noch 1x Schlafen...

Begegnungen:

- 1 Eichelhäher

- 2 Eichelhäher

- Vater und Sohn Weitwanderer entgegenkommend

- verfrorene Menschen am Feldberg

- 1 Bussard

- 1 Eichelhäher


1.000er:

- Feldberg (1.493 m)

- Seebuck (1.450 m)

- Farnwitte (1.235 m)


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