Dienstag, 24. Mai 2022

Tag 66b: Schreck-Gespenst

Hark - Hausach
(17,2 km - 390 Hm auf - 850 Hm ab)

Nun also der zweite Teil des heutigen Tages.

Die Kuh oberhalb des Harkhofs ist ja echt hübsch (Typ Allgäuerin), wenn auch ganz schön schlank, allerdings frage ich mich, warum die ganze Herde schnurstracks gen Tal läuft.

Ist die Zeit für's Melken nicht längst vorbei ? 

Nur wenige Minuten später, um kurz nach 12:00 irgendwo im Wald beginnt es dann stärker zu regnen: Nachdem ich heute noch keine Pause hatte, gönne ich mir zumindest mal einen Energieriegel im Stehen unter einem Baum im Trockenen.

Danach geht es erstmal weiter, aber bereits 15 Minuten später wir der Regen so stark, daß ich den Wanderschirm heraushole.

Petrus kontert: Erst schüttet es dermaßen, daß ich trotz Schirm ordentlich naß werde, dann kommen umgehend Blitz und Donner dazu. Als die Zeit-Differenz nur noch 1 Sekunde beträgt, wird mir schon ein wenig Angst um mein bißchen Leben.

Ein Blick auf's GPS: Schutzhütte in 287 Metern. Hoffentlich nicht die falschen 300 Meter...

An der Kreuzsattelhütte verkrieche ich mich im Souterrain unter das Vordach des Toiletteneingangs: Unter der Woche ist die Hütte zu.

Ich stehe das Gewitter aus und ziehe mich mal um. Erst beim Weggehen stelle ich fest, daß der ehemalige Geräteraum eine offene Schiebetür hat und Pritschen für Wanderer bereit hält. Na, das wäre gemütlicher gewesen...

Danach ist es teilweise etwas spooky: Nebelschwaden wabern durch den Wald, hängen an den Hängen und lassen die Landschaft teilweise etwas unwirklich erscheinen.

Hier dachte ich erst an Achterbahnteile mitten im Wald, bis dann die Windkraftanlage erst sichtbar wurde:

Auf den Track von Astrid und Martin, die Wanderführer-Autoren, ist sonst ja Verlaß, aber hier sind sie in der Folge augenscheinlich mehrfach den Bau-Autobahnen für die Rotoranlagen gefolgt und nicht den teils spannenden West-Wegen, deren Auszeichnung hier auch keine Wünsche übrig läßt.

Das Wetter zeigt sich zwischenzeitlich wieder von seiner besten Seite: 

An der Hohenlochenhütte höre ich Stimmen von der Sonnenseite (vielleicht nicht des Lebens, aber der Hütte) und sehe eine Frau von hinten an der Ecke.

Man(n) will ja niemanden erschrecken, also ordentlich mit den Stöcken geklappert, langsam genähert, angesprochen - und doch erschreckt.

Gut, daß dort ein Geländer vor dem Abgrund ist - ich kann zuweilen halt schon Verschrecken.

Die drei Frauen trocknen sich und ihre Sachen gerade in der Sonne und haben seit ihrem Start am Morgen am Harkhof auch noch keine Menschenseele weiter getroffen.

Ich gebe dem Grüppchen etwas Vorsprung und telefoniere erstmal nach Hausach zwecks Quartier: Ich war heute wirklich ins Blaue gelaufen, um spontan auf Wetter und Befindlichkeit reagieren zu können.

Nun scheint das schlimmste überstanden...

Die drei Frauen mit leichtem Gepäck sind bald erreicht und mit meinem Willen nach einer ausgiebigen Dusche lasse ich sie auch flott hinter mir. 

Eine Blindschleiche läuft mir dann auch noch über den Weg:

Vom Spitzfelsen kann man auf Hausach hinab schauen und den nun noch kommenden Steilabschnitt bereits erahnen. 

Teilweise haben die Wassermassen einen Weg im Weg freigespült:

Die Serpentinen des Weges franzen sogar die Weide aus und ich frage mich, wie die Frauen hier ohne Stöcke herunter kommen - das wäre ja nichts für mich: 

Insgesamt stehen dann am Gasthof Blume für mich zu buche:

Alexanderschanze - Hausach
(35,7 km - 660 Hm auf - 1.380 Hm ab)

Ganz ordentlich aber alles andere als sportlich, denn man kann den GANZEN Westweg auch in 48 Stunden laufen:

Zur Feier des Tages gönne ich mir nach 2 Etappen auch das adäquate Abendmahl:





Und als Dessert nach dem Dessert setze ich mich noch zu Jörg auf die Terrasse und wir plaudern noch ewig: Er war am Vortag 1,5 Etappen von Ruhestein bis zum Harkhof gegangen, so daß wir uns nun heute unerwartet hier wieder treffen.

Sehr schön !


Begegnungen:

- 3 Westwegwanderinnen an der Hohenlochenhütte

- 1 Blindschleiche

- beim Abendessen: Jörg, den Westweg-Wanderer vom Frühstück in Forbach


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