Montag, 27. Juli 2020

Tag 02: Übernachten im Tarp

Tarp - Schleswig 
(29,4 km - 240 Hm auf - 220 Hm ab)

Heute galt es zuerst mal vier Kilometer gen Westen zurück auf die eigentliche E1-Route zu gehen. Zu Beginn geht es durch die vom Vortag bereits bekannten Grünanlagen und dann über einen Radweg ein paar Meter neben der Straße (bei uns gibt es die gefühlt nur vereinzelt, hier subjektiv nur vereinzelt NICHT). Oft sind die Radwege dann auch noch mit einer dichten grünen Wand aus Büschen und Bäumen bestückt, was etwas Schatten bieten könnte (wenn es mal nicht Wander-freundlich stark-bewölkt wäre) oder etwas Schutz bei Regen-/Sturm (auch noch nicht nötig).

Im nächsten Ort geht es auf dem E1 dann wieder nach Süden über kleine Sträßchen.

Zuweilen finden sich etwas abseits des Weges Pilgerunterstände, wo man notfalls wohl auch mal eine Nacht ganz gut überstehen könnte:

Als ich am Waldrand auf einem Hügel in der Ferne eine Bank erspähe und über ein vorzeitiges Päuschen nachdenke, muß ich feststellen: Belegt !

Karin und Freddy (ein kleiner Mopps) aus Hamburg sitzen hier und unweit sind Reste von weitläufigen Verwandten von Donald Duck auszumachen: Naja, Freddy ist wohl kaum in der Lage, Enten oder Gänse zu jagen (eher versucht er es mal bei Radfahrern), aber über einem Busch hängt der dicke Daunenschlafsacke von Karin zum trocknen.
Sie ist von Flensburg den E1 das Stück an der Ostseeküste entlang unterwegs und wegen des Hundes sind feste Quartiere schwierig, aber sie schläft sowieso gerne draußen.

Wir haben also beide im Tarp geschlafen.
Unaufmerksame Leser, die mich aber persönlich ein wenig kennen, werden jetzt einwenden, wie das sein könne, wo ich doch sonst - wenn überhaupt - erst (weit) jenseits des nördlichen Polarkreises oder erst (weit) oberhalb der 3.000-Meter-über-Normalnull-Marke zu maximal der Übernachtung im Zelt zu nötigen bin.

An sich ganz einfach:
1. Karin hat in einem Tarp (Kurzform von Tarpaulin) geschlafen.
2. Ich wollte das auch schon immer mal, allerdings bin ich halt kreativ, was solche Dinge angeht:

Wir kommen jedenfalls ins Gespräch und wie das bei Weitwanderern häufig bis meistens so ist, kommen wir prima miteinander aus und so gehen wir die nächsten 20 Kilometer bis Schleswig in ständiger Plauderei gemeinsam.

Weil manchmal Wegmarkierungen nicht existieren, zugewachsen/ungünstig angebracht sind oder auch weil wir schlicht vor lauter Quatschen etwas übersehen, darf uns das GPS immer wieder auf den rechten Pfad zurückbringen  (Karin hat Papierkarten dabei, aber ausgerechnet der Schleswig-Zipfel fehlt ihr, wie sie feststellen mußte). Große Umwege fallen aber nicht an.

Sie hätte mit weniger Asphalt-Anteil gerechnet, ich hier in der Gegend sogar noch mehr befürchtet, aber letztlich kommt man in netter Begleitung auf jedem Untergrund gut voran.

Hatte ich auf die Entfernung noch ein weiteres potentielles Fernwander-Pärchen/-Duo erspäht (die großen Rucksäcke ließen das auch ohne Brille erahnen), wundern wir uns, daß diese uns selbst bei unserer langen Mittagspause im Wald an einem See nicht erreichten.

Entgegen kam uns eine Weitwanderin mit Wanderanhänger - hatte ich bisher noch nie gesehen - ist für alpine Touren aber auch eher weniger geeignet (Einachser, Raddurchmesser ca. 60cm, schieb-/ziehbar).

Südlich des Schleswiger Schloßes trennten sich die Wege von Karin und mir nach einem herzlichen Abschied (auf Corona-Abstand). Aber wer weiß, vielleicht sieht man sich früher oder später irgenwann und irgendwo wieder - wie das mit den Weitwanderern halt so ist (da soll ja schon der Jobsti aus dem Harz in der Nähe des nördlichsten Festlandpunktes Europas im nirgendwo Kerstin und Peter aus München getroffen haben, munkelt man, oder Peter aus dem Frankfurter Raum den Martin aus Wien (seines Zeichens verantwortlich für die aktuellen E1-Wanderführer für Deutschland) in der Nähe des Nordkapps mit Bier versorgt haben).

Aber eines muß ich Karin denn doch noch mitgeben: Auch Du hast mich heute nicht deutlich weiter von Fahrrad und Camping überzeugen können, wie die Bodenkontrolle (in den letzten 10 Jahren) - zwischenzeitlich dachte ich ja schon, Dich hätte nicht der Himmel, sondern ganz irdische Mächte auf missionarische Mission geschickt ;-)

An dieser Stelle auch mal liebe Grüße an alle mitlesenden sympatischen M-V-/G-M-/02er-Wanderer :-)

Karin wird weiter der Hauptroute an der Ostseeküste entlang folgen und ich am kommenden Tag auf die West-Variante ins Landesinnere abbiegen (Vermeidung der überfüllten Ostseeküste). Über die morgen anstehende Monsteretappe konnte ich mir heute noch gar keine Gedanken machen ... 


Begegnungen:
- Karin und Freddy aus Hamburg
- 2 Weitwanderer aus der Ferne
- 1 Weitwanderin mit Wanderwagen auf dem Weg nach Norden
- 1 kleiner Frosch


3 Kommentare:

  1. Ich drücke Dir die Daumen für morgen... du weißt ja, es ist für etwas gut ;-)

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