Dienstag, 31. Mai 2022

Tag 73: Die Letzten werden die Ersten sein

 Blumberg - Engen
(28,2 km - 610 Hm auf - 720 Hm ab)

Als ich am Vortag kurz nach 15:00 Uhr im Gasthof Hirschen in Blumberg angekommen war, erhielten meine Wanderschuhe (ob des Teppichbodens in den oberen Etagen) genaue Anweisungen, wo sie sich aufzuhalten hätten.

Einsam und alleine wurden sie unter einer Bank am Hintereingang deponiert. Aber gut, daß ich mir (im Gegensatz zu dem umherirrenden Paar vom Vorabend) den genauen Parkplatz gemerkt hatte, denke ich mir abends als ich die Masse an Schuhen all der Gäste bestaune: Da ist kein Plätzchen mehr frei.

Am Morgen dann ein gutes Frühstück mit ganz viel frischen Erdbeeren, die ich mit Klecksen von Joghurt vermenge - aber um Himmels Willen, komme mir nur keiner mit fertigem Erdbeer-Joghurt, -Eis, -Marmelade oder dergleichen ekligen Dingen.

Gut Ding will Weile haben und so lassen meine Wanderschuhe mich zwischenzeitlich wohl schon ausrufen, weil sie Panik schieben, vergessen und nicht abgeholt worden zu sein. Aber ich bin noch auf der 17.

So wie sie die ersten waren, sind sie nun einsam wieder die letzten.

Aber auf Los geht's los und nicht mal mehr 100 Kilometer bis zum großen See...

Zuerst geht es heute knapp 200 Höhenmeter über nette Pfade ab dem Ortsrand von Blumberg auf den Buchberg, den Hausberg, von wo man eine tolle Aussicht gen Nordwesten hat, wo ich die Tage herkam.

Den Schlechtwetter-Weg (von dem ich diesmal bereits zuvor im Wanderführer gelesen hatte) ist heute kein Thema, ob des bombigen Wetters.

Sonst hätte man direkt vom Ort in einem Kilometer die Ottilienhöhe erreichen können (und sich etliche Höhenmeter sparen).

Mitten im Wald sind ein extrem schwarzes Eichhörnchen und ich genauso überraschend vom Aufeinandertreffen voneinander erstaunt, daß alle Beteiligten einen ordentlichen Satz vor Schreck machen: Ich körperlich nach links und verbal gerade raus, das posierliche Tierchen um den Stamm des Baums rechts des Weges und vertikal nach oben. - Wobei es noch mehrfach unverschämt verschämt um den Stamm herum lugt und auf mich herabschaut, bevor es in der Krone verschwindet.

Lustigerweise findet sich ein analoges Schild zu dem auf der Otillienhöhe auch am westlichen Ende des Waldes, wo man wohl auch direkt aus Blumberg mit einem Kilometer Wegstrecke hätte hinkommen können.

Dort findet sich denn auch eine plastische, dreidimensionale Darstellung der überregional bekannten Sauschwänzlebahn:

Mittels in die Landschaft gelegte Schleifen, über riesige Stahl-Viadukte (teils in Fischbauch-Bauweise), durch einen Kehrtunnel (180 Grad) und den einzigen Kreiskehrtunnel Deutschlands (360 Grad) wird über (ganz viel) Strecke die Höhe mit maximalem Steigungsverhältnis von 1:98 überwunden (militärische Vorgabe aus dem 19. Jahrhundert).

Teile der Strecke bei Epfenhofen kann man unten im Foto erkennen:

Ich muß zugeben, selbst nach eingängigem, optischem Landschafts- und Trassen-Studium, bekomme ich nicht mal alle sichtbaren Abschnitte logisch zusammen.

Durch den Wald und dann zwischen Wiesen und Feldern hindurch geht es auf Randen zu, wo die stark (insbesondere von LKWs) befahrene B27 kaum zu queren ist. 

Zwischenzeitlich sehe ich mal fünf Weitwanderer im Rückspiegel, aber irgendwie holen die mich auch später bei Pausen nicht ein.

Am "Blauen Stein" beendet dagegen ein Fernwanderer just vor mir seine Pause und zieht weiter.

Bis auf 10 Meter werde ich ihm mal nahe kommen, aber erreichen werde ich ihn nicht: Vor Riedöschingen nimmt er eine Abkürzung in den Ort (während ich natürlich brav der Querweg-Markierung folge) und auf der anderen Talseite nimmt er einen früheren Weg steil bergauf gen Osten, so daß ich ihn nur nochmal aus der Ferne von hinten sehe.

Meine Route zieht einen weiten Bogen gen Süden, ebenfalls über den Hügel, durch ein weiteres Waldstück bis zu einem aussichtsreichen Mittagspausenplatz mit Blick ins Hegau mit seinen Vulkankegeln, die mich nun in Richtung Bodensee begleiten sollen. 

Mittendrin wechselt dann plötzlich die Art und Farbe der Wegweiser, die ich seit Pforzheim gewohnt war:

Ja, bin ich denn gar zu weit nach Süden abgekommen und in der Schweiz gelandet ?

Nein, das wohl nicht, aber in der Ferne (im Dunst) kann man vom Napoleonseck (obwohl Napoleon bei der Schlacht um Engen gar nicht zugegen war und sich dort nur das Kommando seines Heeres befand) erstmals den See sehen:

Auf dem alten Postweg geht es weiter durch Wiesen und Felder auf den letzten bewaldeten Hügel des Tages zu und hindurch bergab in die Stadt.

Im Quartier - dem Impuls-Haus - werde ich zwar nicht in persona aber doch sehr persönlich begrüßt, nachdem ich mir den Schlüssel am telefonisch abgesprochenen Versteck besorgt hatte:

Noch ein (letztes) kleines Rätsel für die Daheimgebliebenen:

Was ist die Vereinigung von Durchgangszimmer und Fedaiastausee ? 


Begegnungen:

- 1 Milan

- 1 pechschwarzes Eichhörnchen

- 2 Schafstelzen


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