Dienstag, 24. August 2021

Tag 31: ErEs läuft wieder

Lemgo Detmold
(15,8 km - 340 Hm auf - 310 Hm ab)

Nach einem gemütlichen Frühstück gemeinsam mit den Eltern entlassen mich diese nun endgültig auf meinen Weg gen Süden. An der richtungsweisenden Brücke am Rande der Lemgoer Altstadt trennen sich unsere Wege.

In der Nacht hat es augenscheinlich heftigen Regen gegeben (wie üblich, habe ich - im Gegensatz zur Mutter - davon mal wieder gar nichts mitbekommen - ich neige ja dazu, nachts zu schlafen) und der Fluß gleicht einem Kakao-Bad:

Auf dem Weg durch Wohngebiete aus der Stadt hinaus habe ich dann gleich noch eine lustige bis skurrile Begegnung: "Wenn man nicht mehr weiter weiß, bildet man einen Arbeitskreis", heißt es sprichwörtlich ja so schön, aber ansonsten gibt es ja noch die Variante Expertenbefragung.

Zu letzterer neigte eine Autofahrerin mit einheimischem KFZ-Kennzeichen (LIP - Kreis Lippe), die den vorbeikommenden Wanderer mit dem großen Rucksack ansprach, wo es denn hier zum Impfzentrum des Landkreises gehe. Genauso naheliegend wie diese Ansprache war, genauso prompt konnte ich ihr natürlich umgehend* erklären, wie sie zu fahren habe - einmal mit Profis arbeiten ;-)

Kurz bevor ich Lemgo endgültig hinter mir lasse, dann noch eine interessante Kürbisanbau-Variante mit Rückenschonender Ernteoption für ältere Herrschaften wie mich:



Schiefe Ebene oder ganze Breite kennt und kann ja jeder, aber "Schiefe Breite" ? Ich bin immer noch im Gedankenkarusell gefangen, was es damit wohl genau auf sich hat...


Danach geht es auf den ersten Hügel des Tages und recht steil bergan.

Auf halber Höhe sehe ich schon drei ältere Damen (den Erzählungen vom Krieg zu Folge, im Alter ca. Mitte 80 bis Anfang 90) bei einem Plausch. Die partiell mitgeführten rollenden Gehhilfen verfügen definitiv nicht über Motorunterstützung: Da könnte sich so manche Oma zu Hause ein Beispiel daran nehmen !

Wir kommen ins Gespräch und ich erfahre, daß die drei Spät-Aussiedler aus Sibirien bzw. Kasachstan sind. 

Was ich mir aus der netten Unterhaltung positives mitnehmen darf: 

1. sie bescheinigen mir, daß ich ein gutes Deutsch spreche ;-)

2. so viel Gottes Segen wurde mir wohl in den letzten 20 Jahren wohl in Summe nicht gewünscht - kann ja aber nie schaden (mein ehemaliger Religionslehrer hatte via Xing ja am Samstag schon damit begonnen).

Nachdem der Weg AUF dem Hügel wilde Zacken schlägt - da wollten die Wegeplaner wohl jeden kleinen Trampelpfad der Gegend mit inkludieren, geht es bergab in ein kleines Dorf.

So mancher Großgrundbesitzer in Österreich könnte sich da mal eine Scheibe abschneiden, wie zuvorkommend man den Wegemarkieren gegenüber sein kann, schließlich geht es hier jeweils mitten durch die (privaten) Anwesen:

 


Nur fahren darf man nicht (will ja auch keiner) und kurz nach dem Haus, geht es sowieso nur noch zu Fuß weiter...

 

Lustigerweise (wie ich gerade im Nachhinein feststelle) schieße ich häufig Fotos, die sich dann auch im Rother Wanderführer finden, den ich sicherheitshalber immer erst am Ende der Etappen studiere ;-)

Einzig eine Vorausperson mit buntem Rucksack fehlt mir hier im Motiv:


Der E1 ist in diesen Breiten an sich sehr gut markiert, auch wenn an der einen oder anderen Stelle gerade die älteren Wegweiser auch mal eingewachsen sind. Hier im wortwörtlichen Sinne:


Im Abstieg in Richtung des Tagesziels Detmold geht es auch ab und an ein Stückchen an Nebensträßchen entlang. Die eitleren unter uns mögen dann sich und die Welt im vorbeigehen evtl. fragen: Spieglein, Spieglein an dem Weg, wer trägt den größten Rucksack über den Steg ?



Am Ende war die heutige Etappe dann sogar kürzer als die (verlängerte) Halb-Etappe des Vortags. Zum Einstieg paßt das aber ganz gut.


Begegnungen: 

- Eltern

- hilfesuchende Autofahrerin

- 3 Spätaussiedlerinnen

- flinker Marder


* Nein, ich informiere mich nicht nach jeglicher Infrastruktur von Orten durch die ich komme, aber am sicher nicht läppischen aber lippischen Impfzentrum war ich just 3 Minuten vorher vorbei marschiert :-)

Da kann man ja doch mal hilfsbereit sein. 


7 Kommentare:

  1. Bin gespannt, was das Studium der Tourenbeschreibung ergibt, denn auf diesem Wegstück hat sich sowohl der Weg von Lemgo auf den Hügel als auch das Stück von diesem Vorort, wo mir der Name grad nicht einfällt hinein nach Lemgo (die letzte Stunde oder so) geändert und stand nur als (von der hilfbereiten TI angefertigten) Kartenskizze zur Verfügung.

    Ich werde die Vorausperson mal von Deinem Voranschreiten informieren!

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    1. Die geänderte Wegführung VOR Lemgo habe ich ignoriert: Warum nochmal den Berg hoch, nur um Bogen zu laufen.
      Das war mir zu blöd und ich habe es lieber auslaufen lassen und noch 6km (im Flachland) angehängt.

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    2. Die wollen dort den Stadtpark herzeigen. Ist hübsch, wir sind aber auch direkt zum Quartier. Ich war dann später ein zweites Mal dort und habe mir den neuen Wegverlauf angesehen.

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    3. ... während anderswo in Deutschland "breit" nicht mit "Hanglage", sondern mit "Hangover" in Verbindung gebracht wird.

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    4. Ja, an jenes "breit" hatte ich auch immer denken müssen ;-)

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  2. Nachdem es keine(!) Hausaufgabe war, hier die Erklärung für die schiefe Breite:
    http://www.lemgo-brake.de/index.htm?http://www.lemgo-brake.de/Dorf/Flurname/flurname.htm
    Eine Breite ist eine größere Ackerfläche im Allgemeinen und als schief wurden Felder in Hanglage benannt.

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    1. Vielen Dank für die kompetente und pädagogisch aufbereitete Antwort mitten in den Ferien.

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