Dienstag, 24. August 2021

Tag 32: Auf und nieder. Immer wieder.

Detmold Feldrom
(22,8 km - 780 Hm auf - 550 Hm ab)

Ab heute habe ich die folgenden Etappen etwas abweichenden vom roten Vorschlag aus Wien/Kärnten geschnitten, um weder 13 noch 30 km an Tagesstrecke zu gehen zu haben. Das Ziel ist jeden Tag dafür um die 20 km zu haben. Mal sehen, wie es klappt.

Nachteil für heute: Im Naturfreundehaus komme ich zwar unter, allerdings gilt Selbstversorgung.

Das bekannteste heutige Ziel ist klar, auch wenn es noch nichtmal am Horizont zu erahnen ist:


Aber von vorne: Auf Umwegen geht es durch durch Detmold (eigentlich will ich mir noch etwas Verpflegung organisieren, was aber absolut scheitert: der einzige ergooglete Supermarkt ist gerade auf Rohbau zurückgestuft - ganz ohne Flut) und teilweise gibt es wirklich interessante Ergebnisse, was meine Vorgartenstudie angeht:



Diese beiden Gärten liegen übrigens direkt nebeneinander. Mehr Kontrast geht wohl kaum.

Letztlich geht es auf grünen Wegen gen Süden in Richtung Stadtrand. 


Von dort dann den ersten Berg des Tages in einer Allee bergauf. Es sollte nicht der letzte Anstieg für heute sein.


Die Bänke in dieser Gegend sind einzeln benamt. Hier war ich ja wirklich dankbar, daß ich über den Inhalt des Ausblicks wohlfeil informiert wurde ;-)


Nahezu am höchsten Punkt des ersten Gipfels dann Fußspuren an der Wand, ein neumodischer Hermann in wilden Farben und mit Corona-Maske im Schaufenster sowie WALK: Wandern, Austausch, Lernen, Kompetenz.
Ich meine, das Kompetenzzentrum Wandern hätte mich ja vielleicht schon interessiert, aber wer mir da wohl was beigebracht hätte ?


Noch drei Mal um's Eck, bergauf und um das Figürchen herum und schon stand Deutschlands größte Statue: Das Hermannsdenkmal hier auf den Höhen des Teutoburger Walds nun vor mir. 


Einen Fernwanderer, der hier 12 Tage wohl auf den Hermannshöhen (= Hermannsweg +Eggeweg) unterwegs ist, treffe ich auch zum ersten Mal - er wird mir heute noch mehrfach über den Weg laufen. 

Dann geht es erstmal steil bergab...


Der schwarze Humor (im wahrsten Sinne des Wortes) der Ostwestfalen kann mich zwischendurch immer mal wieder erheitern:


Zwischendurch fühle ich mich in die (Lüneburger) Heide zurückversetzt, wenn ich so am Wegrand schaue: 


Ein Stück weiter (im nächsten Anstieg) dann finnische Gastarbeiter mit Vollernter im Einsatz im dürren Fichtengestänge:


Aber die Spatzen pfiffen es ja bereits von den Dächern, als ich an der sog. Vogeltaufe gerade Pause mache, ereilen mich Nachrichten von meiner Wander-Feundin Marianne und das "Oh", was mir an der Stelle des Hüftbruchs entfährt, macht gleich einen älteren Herrn (jenseits der 80 ==> wer rastet, der rostet), der gerade den Berg hochkommt aufmerksam. Wir kommen ins Gespräch und ein Wort ergibt das andere: 
Er ist schon mal den E1 an der Ostsee gegangen. Ich gehe gerade den E1. Oha, gesteigertes Interesse. 
Er ist mal vom Allgäu bis an den Genfer See quer durch die Alpen. Ich bin ja auch schon 2x quer durch die Alpen. Mensch, jetzt ist er Feuer und Flamme.
 

Noch ein spezielles Foto für Fräulein A. aus E. - ursprünglich waren da zwei Lämmer, eines habe ich aber für's Abendbrot eingepackt:


Die hölzerne Wildschweinhorde und den Adler habe ich mal ausgespart.

Hinter dem nächsten Höhenzug der sog. Hermannshöhen (Emblem an den Wanderwegen) komme ich dann an die berühmten Externsteine und hier ist plötzlich nochmal deutlich mehr los als beim Hermann.


Mitten durch geht es zwischen den Felsen und den Menschen, nur wenige Meter später aber steil in den Wald hoch, wo wieder kaum eine Menschenseele anzutreffen ist. 


Im nächsten Abstieg ertappe ich dann ein Geocacher-Pärchen (Karin + Jörg aka Wanderspechte) auf frischer Tat bei ca. 50% eines 20-km-Wandermultis mit Bilderzuordnung (tobit läßt grüßen ;-). Leider werden sie am Ende erfolglos bei der Finalsuche gewesen sein :-( Toi, toi, toi für's nächste Mal...

Das ist doppelt lustig, weil ich kurz zuvor ein anderes Specht-Pärchen erblickt hatte: 2 Schwarzspechte. Mutmaßlich heimisch und nicht aus Ostfriesland ;-)

Am Parkplatz vor dem nächsten Aufstieg dann ein alter Käfer und er läuft und läuft und läuft. Wenn man das nur demnächst mal wieder über mich behaupten könnte.


Vor dem letzten Anstieg bilde ich mir ein, ich könnte doch einfach an der Silbermühle einkehren und es mir gut gehen lassen. Aber weit gefehlt: Formatfüllend zeigt der Monitor Gründe, warum und wann man hier NICHT bewirtet wird :-(


Wegen Reichtum geschlossen werden die Herren aus Herten später dazu meinen, weil sie zuletzt auch immer gescheitert waren, dort etwas zu konsumieren.
In den 15 Minuten, in denen ich gegenüber Pause machen, versuchen locker ebenso viele Leute (vergeblich) dort einzukehren.

Der Weg durch das Silberbachtal ist wegen schwerer Forstarbeiten komplett gesperrt. ABER das muß man den Verantwortlichen zugute (und den Steirern/Kärntnern vor-) halten: Sie schildern einfach ähnlich zum Straßenverkehr Umleitungen auf's genaueste aus: 


Und wenn es irgendwann rum ist, können sie die Laminate einfach wieder von den Bäumen entfernen. Vorbildlich !

Mitten auf der Umleitungsstrecke ist mal wieder Expertise eines Ortskundigen gefragt: 
Eine Familie mit erwachsener Tochter diskutiert an Weggabelung. 
Ob ich wohl von hier sei ? Nope.
Ob ich mich wohl auskenne ? Möglicherweise.

Es soll zum Cafe im Grünen gehen, wie auf dem Schild angeschrieben. Ah, ein Schild: Ohne Brille mal näher rangegangen. Kurze Fingerbewegungen. Antwort: 806m Luftlinie, rechter Weg, da will ich auch hin ;-)


Das Naturfreundhaus "In der Schnat".
 
Hier noch etwas für die Knobler. ImVorteil sind diesmal Heimwerker, DIY-Künstler oder schlicht Sanitärfachkräfte:


1.: Welche Handbewegungen der linken und rechten Hand an der entsprechenden 2-Hand-Bedien-Amatur-Apparatur sind vorzunehmen, um schnell viel heißes Wasser zu bekommen ?
2.: Und nun noch eine PLAUSIBLE  Erläuterung für Leute, die Kausalzusammenhängen von Logik nicht gänzlich abgeneigt sind.


Als ich meine Schuhe so an die Seite pfeffere, fällt mir zum Tagesabschluß noch etwas auf:


Man beachte das Profil. Und den Schlamm darin.
Also den 0,KEIN-Schlamm.

Das erinnert mich wieder an "die Stoffel" von unterwegs: Mutmaßlich Vater und Sohn im Altersbereich 75/50. Ich war einen Ticken schneller als sie, war aufgelaufen und hatte höflich gegrüßt: Keine (der ältere) bis kaum (der jüngere) Reaktion.
Sie sollten mir heute insgesamt ca. 7 Mal begegnen. Jedes Mal wurde ich wieder an die erste Begegnung erinnernt, als der jüngere in einer Pfütze seine Schuhe zu reinigen gedachte. In der Mitte einer riesigen Schlammstrecke. Ich grüble immer noch über den Sinn dieser (Übersprungs-)Handlung. Mein Ergebnis der absoluten Ignoranz überzeugt mich immer mehr ;-)

Am Ziel hatte ich dann nur meine Brotzeit vom Sonntag, aber die muß auch mal weg, Getränke gibt es im Kühlschrank und Hauptsache Dach über dem Kopf.

Allerdings sind da noch meine Mitbewohner: Eine Rentner-Gang, die seit 25 Jahren immer eine Woche zusammen wegfährt. Die meisten konnten als Kumpel mit 50 in Rente gehen und seither treiben sie zusammen Sport und Feiern.
In diese Selbstversorger-Unterkunft kommen sie schon viele Jahre und letztlich wird nicht lange herum gemacht und ich mit zum Essen eingeladen. Tolle Truppe und vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft !


Begegnungen:
- 12-Tages-Weitwanderer
- Eichhörnchen
- > 80-jähriger früherer Weitwanderer
- die zwei Stoffel
- 2 Schwarzspechte
- 2 Wanderspechte (Karin + Jörg)
- Wilschweinhorde + Adler (aus Holz)
- wilde Altherrentruppe aus Herten

6 Kommentare:

  1. Die Ausführung

    das "Oh", was mir an der Stelle des Hüftbruchs entfährt"

    musste ich mehrmals lesen, sodass ich sie auch richtig verstehe.

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  2. Nachdem sich die Zubereitung von Lämmern wesentlich von der Herstellung von Schinkennudeln unterscheidet, kann ich für Schaf und Co auf der Strecke Entwarnung geben. Dies ist nicht das Spezialgebiet der Mafia!
    Für Marianne - "Gute Besserung" in die Ferne!

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    1. Tja, dafür verspeist das bedingt vegetarische Fräulein A. dann vorzugsweise Lamm vom Grill.
      Nur keine Ausreden: Bild war live dabei...

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  3. Mmh, an die Sanitärmechanik hat sich noch keiner ran getraut: Gibt doch nur 9 Möglichkeiten.
    Linke Hand: im Uhrzeigersinn, nichts tun, gegen den Uhrzeigersinn
    Rechte Hand: dito

    Traut's Euch !

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  4. roten Knopf drücken und rechten Knopf nach vorne drehen, linker Knopf nach oben (gegen den Uhrzeigersinn). Kommt aus Dänemark das Ding? Ist nun auch schon mehr als 25 Jahre her, dass ich so ein Ding bedient habe.

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    1. 1. Sehr gut, Frank !
      2. Wahrscheinlich kannst Du mir dann sogar noch begreiflich machen, daß man in Richtung weniger roter Balken mehr heiß und in Richtung weniger blauer Balken mehr kalt bekommt ?
      Ich hätte die Balkenanordnung von der Mitte nach außen AUF- und nicht absteigend erwartet ?!

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