Heute ist Oster-Sonntag und ich habe eine entspannende Etappe vor mir: Nichtmal 20 Kilometer und abends hat sich unterhaltsamer Besuch aus Bayern (ok, ok, sprachlich und geographisch grenzwertig, aber ich habe die beiden Neu-Ulmer trotzdem gern ;-).
Am Morgen beim Frühstück sind aber erstmal neben einem vielseitigen Frühstücksbuffet noch ein paar andere Überraschungs(oster)eier platziert: Der Wirt spricht mich auf die Wünsche/Bedürfnisse von (Weit-)Wanderer als Gästen an und er erhält von mir ein paar einfache und praktische Tipps und sogar zur Konkurrenzfraktion (Zweiradquäler) habe ich noch ein paar Hinweise. Hintergrund: Das Haus ist erst seit 1. April wieder eröffnet. Seit 2013 liefen Gespräche mit den Vorbesitzern, wobei lange unklar war, ob nicht jemand aus der Familie die Nachfolge antritt.
Außerdem sind da noch Nina und ihre Mutter Josefine aus Kärnten zu Gast, die einerseits interessante (geographische) Lebensläufe aufweisen und mich andererseits in Gespräche über's Wandern verwickeln (bzgl. der M&M-Fraktion waren sie auch höchst interessiert: "Kärnten ist ein (großes) Dorf").
Die Mutter stammt aus Kärnten, lernte bei der Arbeit in Mayrhofen im Zillertal (ich wurde in den 1980ern ja quasi im Obergeschoß (Finkenberg) alpin sozialisiert und bin halt doch nur ein psychologisch einfach gestrickter Wiederholungstäter) einen Hessen kennen, die Tochter wurde dann dort geboren und gut 30 Jahre lebte sie dort, dann führte sie das Leben zurück in die Klagenfurter Gegend, bevor jetzt Stippvisiten zuweilen zurück führen und Nina wohl später wohl wieder auf die Alpen-Nordseite zurück will.
Übrigens meine Damen: Mit Angeboten wie dem Euren solltet Ihr bei Weitwanderern vorsichtig sein - die neigen dazu irgendwann auf derartiges zurückzukommen, denn sie kommen wahrlich WEIT rum ;-)
Das nenne ich mal ein anregendes Frühstück - da habe ich fast vergessen meine tägliche Portion Bring-den-Kerl-in-Gang-Koffein (in Form von Schwarzem Tee) zu konsumieren.
Als ich erst um 11:00 Uhr starte ist es im Schatten trotzdem noch ganz schön frostig (die klaren Nächte sind aktuell weniger als 5 Grad warm), gut daß es aus dem Hinterhof gleich in die Sonne geht. - Ist halt doch erst Mitte April: Nacht/Schatten kalt, die Sonne tagsüber aber so stark, daß man sich (ungeschützt) ratz-fatz einen Sonnenbrand holen kann.
Zuerst führt mich meine heutige Route hinunter in den Ortskern, wegen einer Baustelle über Umwege über den Fluß und dann bergauf gen Westen zurück auf dem E1 aus dem Ort heraus.
Auf einem langen Höhenzug werde ich den Tag über gen Süden kontinuierlich an Höhe gewinnen.
An einem etwas steileren Anstieg im Wald sehe ich an einer T-Kreuzung einen verlassen Kinderwagen, aber keine Menschenseele weit und breit zu sehen. Komisch.
In der Nähe ist ein spezieller Stein, auf dem man mit einem Pinsel und Wasser einen Wunsch schreiben kann, der dann schnell in diesen Stein einzieht und in Erfüllung gehen soll.
Gerade als ich fertig mit meiner Notation bin, kommt ein Paar mit zwei Kindern an, denen wohl der Kinderwagen gehört und die vor mir am Stein waren. Die Frau ist neugierig, was ich denn geschrieben habe und fragt, ob sie es sich anschauen darf. Ich habe nichts dagegen:
Als die Frau das liest muß sie lächeln: Sie hatte zuvor dasselbe geschrieben. Nun, was soll man sich aktuell groß (anderes) wünschen, zu Ostern paßt es ja gerade besonders und so ist mein heutiger Oster-Marsch eben auch irgendwie ein Friedens-Marsch, wenn auch ein ganz persönlicher.
Als ich auf den Hügeln mal aus dem Wald komme, bietet sich erstmal auf der bisherigen Tour ein Blick zurück über ganz Frankfurt in der Ferne:
In Frankenhausen bleibe ich am obigen Kunstwerk zum Fotografieren stehen und werde von Anwesenden angesprochen: Es sind die Eigentümer und Bewohner des ehemaligen Feuerwehrhauses (als Wahlgeschenk hatte die alte und neue Bürgermeisterin ein neues am Ortsrand spendiert).
Wir kommen ins Gespräch, ich erfahre, daß auf der Bank direkt gegenüber oft Eltern/Großeltern mit Kindern sitzen, wobei letztere dann ganz begeistert, all die Details zu entdecken versuchen.
Wenn nur nicht der Denkmalschutz etwas gegen das Bild hätte: Er würde das Ensemble der denkmalgeschützten Kirche 50 Meter weiter stören.
Ich hatte eine Kirche zur Kenntnis genommen, aber etwas besonderes ist an ihr mal so absolut gar nicht zu entdecken. Optisch macht die gar nichts her, wenn ich das mit so manch erkennbar schmucken/historischen Kirche/Kapelle in Steiermark, Tirol oder sogar Franken vergleiche. Selbst in Norddeutschland am Weg gab es offensichtlich Beeindruckenderes.
Behörden. Muß man nicht immer verstehen. Aus Protest habe ich mich geweigert, die Kirche fotografisch festzuhalten, wobei sie es - aus Sicht des Kulturbanausen für möglicherweise innere Werte - sowieso nicht wert war.
Weiter geht es auf/über den Höhenzug. Die Windkraftanlagen stehen da nicht umsonst und der heute stärkere - oder für mich außerhalb des Waldes auch einfach nur heftiger spürbare - Nordwind ist schon recht kühl.
Die meisten Spaziergänger kommen mir mit Jacke entgegen, aber ich bin weiterhin der Meinung: T-Shirt-Wetter :-)
Zwischen Ober- und Schmal-Beerbach quere ich dann die erste Paßstraße für heute und auf dem Weg zur zweiten an der Kuralpe würde ich gerne mal eine Pause machen, aber alle Bänke - sogar etwas abseits des Weges - sind bereits von Ausflüglern in Beschlag genommen :-(
Aber Nummer Fünf lebt: Dort habe ich dann endlich ein Plätzchen für eine (verspätete) Mittagspause mit Blick auf das Gewusel am Parkplatz an der Kuralpe.
Jenseits des Passes führt mich der Weg auf einem richtig schönen Single-Trail durch den Wald bergauf: 70 Hm gilt es bis zum Höhenpunkt des Tages noch zu absolvieren.
Zwischenzeitlich nimmt der Weg Formen von grüner Hölle an und mit meiner "Antenne" am Rucksack (Wanderschirm) bleibt ich selbst in gebückter Gehweise immer wieder hängen, aber der klügere (die Äste) gibt nach ;-)
Der angeregten Diskussion zweier Einheimischer über irgendeine spezielle/markante Sehenswürdigkeit und ob diese jetzt sichtbar sei oder nicht, kann ich nur bedingt folgen, aber ich folge sowieso lieber der E1-Markierung in den Abstieg, denn dieser soll die namensgebende Aspekte des Berges preisgeben.
Der richtig steile Abstieg führt bereits nach wenigen Minuten ins Felsenmeer:
Den Ostersonntag nutzen Menschenmassen, um samt Kind und Kegel in den Felsen herum zu klettern und irgendwie verlieren sie sich doch in der Menge und Größe an Felsen.
Die Brücke des Weges darüber stellt mich denn aber doch vor ein paar Rätsel:
Wie kommt das Kind hinter die Absprerrung ?
Wie kommt der Wanderer mit dem großen Rucksack auf die andere Seite ?
Klettern. So einfach gesagt und nicht so ganz einfach umgesetzt ist die Antwort.
Aber ein gutes Training ist es allerweil, obschon ich Blockwerk mit kantigeren/griffigeren Felsen in den Alpen schon noch den Vorzug geben würde.
Nichtsdestowenigertrotz: Ich habe keine Wahl, also (wie üblich) Augen zu und durch...
Mein heutiges Tagesziel ist Reichenbach, ein Ortsteil von Lautertal.
Lautertal ?
War da nicht mal was ?
Ja: Meine Mutter war vor ein paar Wochen beispielsweise bass erstaunt, als ich mal nebenbei bemerkte, daß ich für 17. April ein Zimmer in der "Herberge am Nibelungensteig" in Lautertal gebucht hätte.
Normalerweise übernachte ich in 96486 Lautertal nämlich immer im Hotel Mama.
Sie verbuchte das dann wohl unter den üblichen Spinnereien des Sohnes.
Vom Ampelmännchen sollte man sich nicht (geographisch) weiter verwirren lassen.
64686 Lautertal ist ja auch nur ein paar Zahlendreher (einer davon sogar im wörtlich Sinne) entfernt und liegt hier im Odenwald.
Ich mag ja derartige Zahlenspiele/Zusammenhänge um drei Ecken irgendwie und nebenbei bin ich jetzt dann auch wieder in der Etappeneinteilung des Wanderführers.
Wer mehr zum "richtigen" Lauter und seinen Geschwistern wissen mag, sei auf meine Auslassungen aus dem letzten Jahr dazu verwiesen: Link
Im Gästehaus dann noch eine freudige Überraschung. Nein, eigentlich gleich zwei auf einen Schlag:
Es gibt also noch Elektriker, die Lampen an die Decke montieren können und Sanitär-Experten, die altersgerechte Begehung einer Dusche erlauben.Ein hoch auf DIESE Handwerker (und Architekten/Planer). Dabei zusätzlich lobenswerte Erwähnung könnte noch finden, daß stabilitätstechnisch meine Kletteraktion für das obige Foto auch kein Problem war, da sämtliche Installationen Hand und Fuß hatten ;-)
Abends hatte ich dann noch richtig nette Gesellschaft: Karin und Wolfgang schauten auf einen Sprung vorbei, da sie grob in der Gegend unterwegs waren.
Hallo Kai,weit bist Du in den paar Tagen schon gekommen, weiter gutes Wetter + Erlebnisse.Pass gut auf Dich auf !!L.G.
AntwortenLöschenDanke für die Wünsche:
LöschenDas mit dem Wetter hat ja mal ganzheitlich geklappt :-)