Donnerstag, 21. April 2022

Tag 58: Jäger aus Kurpfalz

Ziegelhausen - Mühlenhausen
(29,99999 km - 760 Hm auf - 730 Hm ab) 

Vom Quartier geht es erstmal gen Süden ins Zentrum von von Ziegelhausen und dann zu einem Abstecher direkt ans Neckar-Ufer an diesem herrlichen Morgen. 

So klein und unbekannt dieser Ortsteil von Heidelberg sein mag, eine gewisse Bedeutung hat er, weil sich hier mein Europäischer Fernwanderweg E1 mit dem E8 kreuzt, der von Irland quer bis zum Schwarzen Meer führt.

E8 erinnert mich außerdem nochmal an R8 - dem Hessischen Radfernweg, den ich an Tag 54 erwähnte.

Was mich seither beschäftigt und dem ordnungsliebenden Autisten keine Ruhe läßt: Im allgemeinen schreiben wir in unserem Kulturkreis und unserer Sprache ja von links nach rechts. Und wir lesen prinzipiell üblicherweise nach dem gleichen Muster. Von den Zusatzschwierigkeiten in Zahlendarstellungen bzw. eigentlich nur (die Mathematik mit ihren Symbolen ist ja herrlich international) mit deren sprachlicher Schreibung und Lesung (Zwölfer-Hürde und Zehnern-Stellen-Paradoxon) mal ganz zu schweigen (wobei die Franzosen, da mit 4 * 20 + x auch nicht besser sind).

Worum es mir aber geht: Die Semantik (und deren systematischer, schrittweiser Aufbau) von zusammengesetzten Hauptwörtern.

Nehmen wir exemplarisch mal ein übliches Beispiel aus der Deutschen Sprache:

"Donaudampfschifffahrtskapitän"

Um zu wissen, WAS solch ein Objekt WIRKLICH ist, muß man es zuerst von links nach rechts komplett lesen, um es sich dann schrittweise von rechts nach links blockweise zu erschließen, wobei jede Teil-Zusammensetzung Sinn ergibt und je (ge)wichtiger, um so weiter rechts. 

Vereinfacht für das Beispiel:

1. das ist ein Kapitän

2. eines Schiffes

3. das mit Dampf betrieben wird

4. und auf der Donau unterwegs ist

Letztlich salopp aber einfach ein Mensch auf einem Kahn.

Zur Repetition noch ein anderes Beispiel "Weitwanderweg":

1. das ist ein Weg

2. zum Wandern

3. und ganz schon weit/lang

So, und nun zur Gretchenfrage für alle (Möchtegern-)Radler und SYSTEMATISCHEN Hüter der deutschen Sprache:

"Radfernweg" ?

Wirklich ?

 "Fernradweg" würde ich ja verstehen:

1. Weg

2. Radweg

3. lang

Aber "Fernweg" ?

"Wanderweitweg" könnte man ja noch als falsch geschriebenen Anweisung an unliebsame Zeitgenossen verstehen: "Wander weit weg !" - Synonym: "Geh, wohin der Pfeffer wächst" oder auch bildungssprachlich "mach doch Urlaub in Madagaskar" oder so ähnlich ;-)

Vielleicht kann ja beispielsweise eine ausgeschlafene Berufene Licht ins Dunkel bringen ?

Ok, ok, genug Gedanken-Akrobatik und zurück zum bald anstehenden Früh-Sport...

Beim Überschreiten des Neckar, bin ich über die folgende Installation scho au (wie manch Badener vielleicht sagen würde) erstaunt und insbesondere ob ihrer straßenverkehrstechnischen Zulässigkeit etwas im Zweifel:

Die Haar-in-der-Suppe-Sucher mögen jetzt mit mir schimpfen: Ich würde sie ja nicht suchen, sondern spalten.

Aber stellt Euch mal vor, jemand stellt nach diesem Muster folgende drei Verkehrsschilder im 20-Zentimeter-Abstand hintereinander vor einer Brücke im Tal mit Blitzer auf:

1. Überholverbot für mehrspurige Kraftfahrzeuge 

2. Geschwindigkeitslimit 30 km/h

3. Maximal zulässiges Gesamtgewicht 1,5 t

Da können alle Radler nur hoffen, daß zuerst ein LKW die Brücke zum Einsturz bringt, sonst wird's teuer.

Ich kämpfe mich aber unverdrossen einen langen, recht steilen Anstieg vom Neckartal 300 Hm hinauf auf die Odenwaldhöhen.

Wasser hat es oben dann aber stellenweise auch:  


Ab und an geht es mal durch ein Örtchen.

In einem der Dörfer werde ich zuerst auf einen Wegweiser aufmerksam - da muß sich der Franzose von gestern schon ranhalten:

5.000 km in 5 Monaten sind dann schon um die 35 pro Tag schnittweise geschätzt. Puh, das wäre für mich ja kein Urlaub ;-)

Aber in das Wegbuch direkt daneben trage ich mich gerne ein und überfliege, wer von wo nach wo alleine diesen April bereits hier vorbeigekommen ist.

Lauter Verrückte auf dieser Welt und fast täglich hier an dieser Stelle...

Durch Wald und Wiesen...

In der Sonne oder mal kurz mit etwas Schatten...

Letztlich lande ich bei diesem verspäteten Osterei mit Pickeln:

Was es nicht alles gibt auf dieser Welt.

Man lernt nie aus !

Apropos Lernen:

Im Landeanflug habe ich Meister Adebar ja noch für einen Idioten gehalten, denn er schien direkt vor dem Traktor niederzugehen, aber der Blickwinkel täuschte wohl. Der Bauer blieb auf dem Gas und der Storch seelenruhig stehen.

Kaum war der Bulldog mitsamt Bodenverarbeitung vorbei, stolziert der Kerl in aller Ruhe durch die Spur und sammelt augenscheinlich Leckerbissen ein:

Ich aktualisiere meine Meinung zu diesem Herrn: Faul, aber schlau.

Mutmaßlich hat er aus der Luft bereits entsprechende Sondierung vorgenommen, Bewegungsvektor des Traktors berücksichtigt, optimalen eigenen Landepunkt berechnet und entsprechenden Sinkflug eingeleitet.

Sphärische Trigonometrie kann der Storch, denke ich mir. Respekt. Da hätten bayerische Schüler jetzt vielleicht ein wenig zu tun...

Einige Meter weiter, glaube ich dann aber doch eher an einen vereinfachten planimetrischen Näherungsansatz aus der Praxis.

Zu guter letzt, sei meine heutige Vorspeise (Spanischer Salat) beim Italiener noch Karin von sukawo gewidmet:

Und er ißt sie doch: Die Vitamine.


Begegnungen:

- Eichelhäher

- (versteckter) Specht

- Eichelhäher

- großer Raubvogel im Wald

- 2 Mäusebussarde über Feld am Waldrand

- 1 fauler, aber schlauer Storch

- Maikäfer

- und noch ein Maikäfer

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