Freitag, 22. April 2022

Tag 59: Ganz in weiß

 Mühlhausen - Gochsheim/Kraichtal
(25,9 km - 530 Hm auf - 540 Hm ab)

Bezogen auf die Geschwindigkeitsform meines Fortwärtskommens bezogen auf den kompletten E1-Abschnitt Deutschlands komme ich mir ja schon ein wenig vor, wie folgender Geselle, der quasi mit Wohnwagen unterwegs ist:

Allerdings: Steter Tropfen höhlt den Stein und so geht es eben immer ein kleines Stückchen weiter...

Bereits kurz nach dem Verlassen meines Nächtigungsortes Mühlhausen lande ich in einem Wald, der mutmaßlich komplett Vampir-freie Zone ist: So wie es da nach Knoblauch riecht...

Aber Obacht, das ist weder dem Original geschuldet, noch künstlichen Aromastoffen. 

Philospohische Frage dazu am Rande: Zuletzt gab es ja wohl schon Vampirfilme, wo sich die Hauptdarsteller mit Blutersatzprodukten/Kunstblut zufrieden gaben (quasi analog zu "Analog-Käse" bzw. "Schummel-Schinken" ?). Reagieren die dann auch auf Kunstlicht und künstlich/industriell erzeugtem Knoblauch-Aroma ?

Von (schon immer) kaltem Käse halte ich ja sehr wenig und den Käse, den ich schreibe, produziere ich 100% digital. Garantiert, auch ohne Güte-Siegel.

Hier handelt es sich aber wohl eher um eine Form "natur-identischer" Aromastoffe, denn den Bärlauch könnte man hier mit Sense oder Balkenmäher ernten:


Apropos Hollywood-Filme: Aus welchem ist wohl dieses Gefährt entsprungen ?

Oder ist das ein neues Spielzeug von Elon Musk (Tesla) ?

Ob der professionell (und industriell) vorbereiteten Landeplattform mitten im badischen Wald kann ich mir jedenfalls keinen richtigen Reim darauf machen, aber der leichte Schwefelgeruch läßt auf teuflische Machenschaften schließen.

Teufel und Vampiren setzt man üblicherweise das Zeichen des Kreuzes entgegen. So auch hier. Auf einem - laut Karte ziemlich sinnlosen und ziemlich 1,5 Kilometer langen - Umweg gen Osten, führt der Weg an drei Steinkreuzen vorbei (ohne Martins Wegpunkte aus dem Wanderführer, hätte ich die Schlinge wohl entweder wegoptimiert oder weil ein paar Meter versteckt im Wald fast verpaßt).

Auf dem Foto im Buch sieht man einen mit Richterschwert und einen mit Schneiderschere, daß auf dem dritten (nicht abgebildeten) eine Schuhsohle sein soll ? - Kann ich ja auch kaum glauben, aber seht selbst:  

An der idyllisch angelegten Siegfrieds-Quelle gönne ich mir eine erste kleine Rast für heute.

Bei den Pausen bzw. deren Länge und Häufigkeit merkt man übrigens immer am schnellsten, wie sich bereits nach wenigen Tagen unterwegs der Bedarf reduziert: Nach einer Woche habe ich am Tagesende nur noch 40-50% der Gesamtpausenzeit auf dem Tacho stehen als am Anfang.

Durch ein beeindruckendes Hohlwegsystem im Lössboden führt mich der E1 dann kurze Zeit später hinüber in den Ort Odenheim, wo ca. die Hälfte der heutigen Etappe absolviert ist.


Bei der anschließenden Ortsdurchquerung mal wieder ein Blütenmeer:

Im Kraichgau hat sich die Landschaft nun bereits etwas verändert: Es gibt mehr Felder und neuerdings auch Weinberge am Weg und etwas weniger Wald.

Am Waldrand, mit Blick über eine entsprechende Szenerie, genieße ich meine Mittagspause:


Vor Münzesheim geht es direkt durch ein Privat-Grundstück und an der Hausecke dort scharf links abbiegend den Berg hoch: Der Odenwaldklub bewirtschaftet dort am Wochenende eine Ausflugshütte.

In Münzesheim Ost, begegnen mir noch ein paar stand- bzw. sitzfeste Gestalten - nur sonderlich gesprächig sind sie leider nicht: 


Meine Unterkunft im Hotel "Zur Stadtschänke" am Etappenziel in Gochsheim (nicht bei Schweindorf !) ist besonders (positiv) erwähnenswert, insbesondere im Vergleich zum sog. "Premium"-Zimmer am Vortag in Mühlhausen, wo außer dem Preis eigentlich nicht viel bis gar nichts "premium" war (das versprochene Restaurant im Hause, suchte ich heute noch).

Hier dagegen (übrigens für 60% des Preises):

+ nette/freundliche Menschen

+ Familienbetrieb

+ helles, geräumiges Zimmer in freundlichen Pastelltönen und hellen Echtholzmöbeln

+ großzüger Schreibtisch (die - scheinbare - Unordnung darauf wurde zu 100% von mir verursacht) MIT Stuhl

+ 3 DECKENlampen, 1 Schreibtischlampe, 1 Badezimmerspiegellampe, 2 Nachtischlampen

+ ausreichend Steckdosen

+ Ganzkörperspiegel

+ WLAN

+ Infozettel im Zimmer mit allen wichtigen Infos (WLAN-Paßwort, Essenszeiten)

+ Abstellmöglichkeit für Schuhe, auch wenn die mal dreckig wären

Bonus:

+ Zimmer ebenerdig

+ optimierte Wege zum Abendessen: 7m von der Zimmertür bis zum Tisch im eigenen Restaurant (das erste und letzte Mal bei meinen acht Übernachtungen im Odenwald)

+ auf dem Weg am Nachmittag zum Zimmer, fragt die Chefin gleich mal wegen Hunger/Abendessen (da hatte sie bei mir ja GLEICH den richtigen Nerv getroffen ;-)

+ als dann mein Essen kommt, bin ich froh, auf Vorspeise verzichtet zu haben:

+ Hinweis: Man nehme die Portion hausgemachte Spätzle als Standard-Kalibrierungs-Maßstab und skaliere in Gedanken die Bezugsgröße des Restes

+ einziger kleiner Abzug in der B-Note: eine Duscheinstiegshürde ist existent, aber im machbaren Bereich

Da kann man es sich als Wanderer wirklich gut gehen lassen :-) Was will man mehr ?


Begegnungen:

- 1 Eichelhäher

- 3 (Marianne würde sagen "junge") Damen beim Nordic-Walken, die mich ausfragen

- 1 Bussard

- noch so ein Raubvogel

- 2 Fernradler


6 Kommentare:

  1. Du marschierst mehrere tausend Kilometer durchs Europäische Gebirgsland und verzweifelst an einer Duschwanne? Angeblich gab's einen Titanic-Überlebenden, der daheim in der Badewanne ersoffen ist.

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    1. Die letzte Badewanne auf einer Berghütte (Friesenberghaus, Tuxer/Zillertaler Alpen, 2.498m über NN) wurde meines Wissens nach dem 2. Weltkrieg nahe des Pfitscher-Jochs aufgefunden.

      Somit fehlt mir im Gebirgsland wohl schlicht die Übung mit derartigen Einstiegshürden, die - hinterhältigerweise - dann ja bei Ausstiegsbemühungen aus der Säuberungs-Szene gleich nochmal drohen.

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    2. Noch etwas über eine Wanne im Alpinen: https://www.ubc-voc.com/wiki/Awards#The_Kitchen_Sink_Award (warum ich das wohl weiß? Ich war auch mal für den Award nominiert)

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  2. Die Tücken des Alltags...
    einmal zu hoch einmal zu tief... nie passt es...
    https://joscha.com/nichtlustig/030212/

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    1. Sehr passend.
      Mario und Luigi stellen sich aber auch manchmal bei den einfachsten Aufträgen partiell suboptimal an: Dabei weiß doch jedes Kind, daß man Gir-Affen nicht eindimensional begegnen sollte, sondern beispielsweise auch die Länge und Breite eines mehrdimensionalen Ergebnisraums für eine passende Abbildungsfunktion jenseits von Höhe oder Tiefe nutzen sollte. - Ist bei mangelnder Schwindelfreiheit sowieso empfehlenswert...

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