Nachdem das nächtliche Bleibe-Etablissement kein Frühstück bietet, mache ich mich schon kurz vor 08:00 Uhr auf die Socken.
Naja, und die Bergstiefel habe ich auch noch drüber gezogen: Soll ja keiner sagen können, ich habe übel ausdünstende biologisch-chemische Waffen zurückgelassen.
Am Vortag war ich ja südlich von Stein gen Südwesten abgebogen und über den Hügel zu meiner Unterkunft gekommen, weswegen es nun erstmal gen Südosten aus dem Ort in den Wald und auf den Hügel hinauf geht.
Am Waldrand führt dann aber nur ein Weg in die falsche Himmelsrichtung (Norden) und der (in der Theorie) zu Hause geplante Weg ist schlicht nicht auffindbar. Da hilft weder Augenreiben, noch Weinen, noch eine Neuberechnung (egal ob mit oder ohne - simulierter - Dyskalkulie): Da ist einfach NICHTS.
Mein Vorteil: Das Gelände ist eine ziemlich offene Graslandschaft, durchzogen von Hecken und Gehölzen, sowie einzeln stehenden Obstbäumen.
Also wird erstmal Spuren im Gras gefolgt und letztlich nach grober Richtung und GPS vor-, die Hindernisse um- und der Nase nachgehend vorangeschritten.
Der Ameisenberg ist schon speziell: Kleine Hüttchen und augenscheinlich privat genutzte Grundstücke, allerdings ohne Zufahrtswege, Zäune, Privat-Schilder oder ähnliches und außer mir treibt sich hier am frühen (nach acht Sonnen-Tagen erstmals) bewölkten Morgen auch sonst niemand herum.
Teilweise spaziere ich einfach mittendurch:
Zielsicher treffe ich kurz vor einem Straßenknick auf den direkt von Norden kommenden E1.
Die vom Kärntner Wanderführer-Autor auf Seite 137 so markant beschriebene Markierung "das WEISSE Andreaskreuz auf einen GRÜNEN Hintergrund [ge]bettet" fällt einem da natürlich links des Weges am Baum sofort wieder ins Auge:
Ups, hat sich da irgendwo ein Fehler eingeschlichen ? - Also ich hätte da ja schon eine wettfähige (wenig gewagte) These... ;-)
"EIN Geisterfahrer ?" ... sprach der begeisterte Geisterfahrer entgeistert zur Geisterfahrer-Meldung im Radio ... "HUNDERTE !"
So viel zum Kommentar, daß jemand nur die Hälfte verstehe. Andere wären über eine derartige Ratio mancherorts möglicherweise schon stark erbaut. Das mag aber wieder ein anderes Thema sein.
In Ispringen, einem Vorort von Pforzheim, komme ich an einem - zugegebenermaßen sehr hübschen - Seifenladen vorbei, wo kräftig für entsprechend wohlriechende Produkte bis an die Straße hin geworben wird.
Ob ich's nötig habe ? - Bin doch ein sauberes Kind, aber deutlich mehr als 200 Kilometer stecken seit Frankfurt schon wieder in den Schuhen...
Bereits kurz danach (auf dem nächsten Berg) ist der Stadtrand meines aktuellen Abschnitt-Ziels erreicht: Die Goldschmiede-Stadt Pforzheim.
Bereits kurz vor 10:00 Uhr bin ich am alles andere als repräsentativen Bahnhof (weswegen ich Fotos davon der Menschheit ersparen möchte). Mein Zug fährt gegen 17:30 Uhr.
Hat die Dyskalkulie der B.-B. vom Bodensee auf mich abgefärbt oder hat SIE mit IHRER These der mafiösen Störstrahlung über weitere knapp 375 E1-Kilometer oder ein wenig Schwarzwald hinweg gar Recht ? - Nun, derartigen Einfluß maße ich mir nicht annähernd an, nehme SIE es als wohlmeinend schätzendes Attribut, was sich Informatik- und Mathematik-ProfessorInnen geziemt, daß das banale (korrekte) Rechnen bei komplexen 2-Operanden-Additionen oder gar -Subtraktionen im Werte-Bereich zwischen -20 und 22 (Delta: näherungsweise ca. 42 in 2022) einfach unter IHRER Würde sei :-)
Meine temporale Diskrepanz läßt sich jedenfall einfach integral durch die Überwindung einer weiteren örtlichen Diskrepanz auflösend beseitigen: Auf zum Schnuppern mitten hinein in die erste (halbe) Schwarzwald-Etappe !
Zwischendurch noch eine Quizfrage für die Flug-Tier-Experten:
Wem fällt zu diesen Herrschaften, die innerstädtisch in der Nagold schwimmen, in naturfarbener Harlekin-Misch-Lackierung ein passender Name ein ?
Die innerstädtischen Farben- und Formen-Auswüchse weise ich vorerst noch geistigen Irrungen (geschmacklich) ver(w)irrter (Goldschmiede-)Künstler zu.
Durch Parkanlagen...
... mit Frühlingsanleihen ...
... verlasse ich Pforzheim im Süden, um sogleich an der Stadtgrenze im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord persönlich und überdimensional begrüßt zu werden:
Tja, und wie mir jetzt Schwarz (am nahen, entsprechenden Wald) auf Weiß erläutert wird, muß ich mich wohl erstmal 3,5 Wochen in eine (theoretische) Umschulung begeben, bevor ich am 19. Mai 2022 ernsthaft auf dem Westweg durch den Schwarzwald marschieren kann, denn die meinen es ernst, mit diesen Rauten in unterschiedlichen Verfärbungen und partiellen Klecksereien:
Nicht nur die Römer spinnen !
Und eine Porta-Nigra-ähnliche Konstruktion haben sie hier auch noch hinterlassen bis aufgestellt.
Statt goldenem Buch (wie in Monaco 2014) gibt es hier eine Goldene Pforte und es ist zwar mein letzter Tag meiner kleinen Osterwanderung, aber in der Schwarzwald-Sache quasi erst der Anfang vom Ende:
Ein wenig Westweg (bis zum Querweg) habe ich in Richtung Pfingsten (merke: Pfingsten ist südlich !) noch vor mir:
Der Beginn des Weges ist jedenfalls SEHR ansprechend und der West- und der Mittelweg trennen sich auch bereits nach kurzer Zeit...
Solche Sperrungen habe ich zuletzt häufiger mal gesehen, verstanden habe ich sie allerdings nicht: Weder was sie mir sagen wollen, noch für wen sie eigentlich gelten, geschweige denn, wo da eigentlich die Baustelle ist. Sicherheitshalber lasse ich Arbeit und Reste von IQ (die mir mein Vater mutmaßlich sowieso absprechen würde ;-) beim Weitwandern immer zu Hause (viel zu viel Ballast), so daß ich mir da immer lieber mehr weniger Gedanken mache.
Und übrigens - Kinder lesen jetzt mal lieber nicht weiter - es wird sprichwörtlich nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird: Explosiv ?
Apropos optimales Timing: Am nächsten Tag wird der (Dauer-)Regen in Süddeutschland Einzug gehalten haben. Ähnlich wie mit Marianne 2010 bei der Tour rund um den Mont-Blanc (TMB) habe ich die Schönwetter-Periode optimal bis zum letzten Quentchen genutzt - vom leuchtenden "Heiligenschein" auf meinem Haupte (da hat das Kopftuch Bräune vermieden) mal ganz abgesehen ;-)
Nahezu auf der Zielgeraden stehe ich dann bestimmt eine knappe halbe Stunde vor diesem Schlamassel:
Ich bin doch ein sauberes Kind (man muß das nur oft genug wiederholen, dann glaubt man selbst dran, sagt die Hausfrauen- *äh* Hausmann- *äh* häusliche Laien-Psychologie), aber da hilft weder Beten, Fluchen, Meditieren oder Halluzinieren. Da hilft (wie in den hohen Bergen mit den tiefen Abgründen) nur: Augen zu und durch.
Gegen 14:00 Uhr erreiche ich dann mein wahres Tages- und Oster-Abschnitts-Ziel: Den Bahnhof von Neuenbürg an der Enz, welches der von mir beschäftigte Planer wohl bereits im Herbst 2021 im Sinn hatte, als er die Etappen zurechtschnitt.
Gespannt und bereits ein wenig in Vorfreude auf den nächsten Abschnitt auf dem E1 - geplant für Mitte Mai bis Anfang Juni 2022, nehme ich die S-Bahn nach Pforzheim, scheitere dort fast daran, irgendeinen Bäcker/ein Cafe zu finden und bekomme die drei Stunden bis der Zug gen Nürnberg geht, denn doch irgendwie noch rum.
Das Beste an ganz Pforzheim übrigens: VIER richtig große, richtig gute, richtig mohnige Mohnbrötchen (das späte erste Frühstück war dann gegen 12:00 Uhr an einem Friedhof). Ich mag es, wenn ein Plan aufgeht. Ich liebe es, wenn sich Kreise schließen (für diejenigen mit Erinnerungslücken: Mooooooohn). Und die besten Kreise sind manchmal die, die man erst sieht, wenn sie sich dann geschlossen haben. Und das kann manchmal dauern. Zuweilen Jahre. Viele Jahre...
Alles andere als ein April-Scherz (sondern evtl. eine sehr späte März-Erkenntnis ?) !
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr dann im Mai (diesen Jahres) wieder (mit) am Start seid und mal sehen, ob ich nicht auch im dunklen großen Wald Südwestdeutschlands wieder das (zusätzliche) Glück habe, daß sich das eine oder andere bekannte Gesicht blicken läßt oder die andere oder die eine sonstige spannende Begegnung anfällt...
Begegnungen:
- 1 Eichhörnchen
- Frau vor Apotheke, die mich wohl für Westweg-Wanderer hält
- 1 Eichelhäher, der von einer Krähe gejagt wird (oder umgekehrt)
- Pärchen vor Bäcker, die mich abends in Pforzheim ansprechen
- 1 Reh (aus dem Zug gesehen)
- 1 Kaninchen auf dem Spazierweg durch's nächtliche Nürnberg-Langwasser
Du Deinem heutigen Quiz: ich tippe auf Nilgans.
AntwortenLöschenStefan, Du bist echt der Hammer !
LöschenEin Gefangenschaftsflüchtling von südlich der Sahara.
Wäre ich Banause NIE drauf gekommen.
Das mit der Kanadagans fand ich ja einfach, aber hier wäre ich auch nie drauf gekommen.
LöschenGuter Punkt, das mit der Einfärbung. Ob ich mir das bis zur nächsten Release merke? E1 Nord geht grad raus in neuer Version ... vieles der Änderungen verdank' ich Dir, Du Wirrkopf!
AntwortenLöschenMoin Martin.
LöschenHabe es mir im Rothen Werke angestrichen und wir waren ja so verblieben, daß Du Dich vor einer Süd-Neuauflage meldest und ich Dir - wie üblich - meine Auffälligkeiten (kostenlos und unverbindlich, aber nicht umsonst) dann zukommen lasse...
Eines dieser Angebote, die man nicht ablehnen kann, oder ?
Cu K2.
P.S.:
LöschenMir dünkt, manchmal (selten ?) hätte ich derartig lichte Momente (neben/unter dem dauerhaft lichten Haar), wie manch einer oder manch eine evtl. mögen bestätigen können.