Mittwoch, 1. September 2021

Tag 39: Wandern für farbenblinde Mathematiker

Schmallenberg/Hoher Knochen Bad Berleburg
(26,3 km - 600 Hm auf - 790 Hm ab)

Etwas skurril mutet dieses Haus nach dem ersten langen ABstieg schon an:


Insbesondere, da die Schlechtwetterperiode nun augenscheinlich wirklich erstmal vorbei ist und es heute um die 20°C und damit bestes Wanderwetter ist.
Die Erklärung ist aber auch recht naheliegend, denn hier ist das Langlaufleistungssportzentrum des Hochsauerlandes.

Wenn ich die Entfernungen zu denen auf dem Eggegebirge vergleiche, muß ich schon ein wenig am genauen Wert für Berlin zweifeln, aber sei's drum (wir haben ja gestern gelernt, nicht SOOOO genau hinzusehen), die Relation paßt: Ich entferne mir zusehens ;-)


Was bei den ganzen Wegweisern und Markierungen extrem auffällt, also quasi durch Abwesenheit glänzt: Farben und Formen.

Gibt es anderswo blaue Kreise, rote Punkte, gelbe Dreiecke, grüne Rauten oder was weiß ich für mehr oder weniger kreative Wanderweg-Symbole, gibt es hier schwarz auf weiß und vorzugsweise "x".

Da das Alphabet auch nur 26 Buchstaben hat, werden neben dem "x" logischerweise nur noch maximal 4-5 andere Buchstaben wie a, b, w und l verwendet.

Die "x" werden dafür in 2er-, 8er-, 15er-, 16er-Version genutzt, vermutlich 1-99.

Und dabei verwenden selbst die (genauen) Schweizer zur Berechnung von Wanderzeiten nur ein Polynom 15. Grades !

Daß mich dermaßen viele "x" in meiner Freizeit immer mal aus der Bahn werfen, könnt ihr euch sicherlich denken und in einem Nachfolgeartikel muß ich das wohl noch etwas vertiefen...


Apropos Tief: Nach dem Tal, ist vor dem Hügel und bei all meinen gotteslästerlichen Taten kann ich am Weg im Vorbeigehen quasi einen Ablaß aushandeln. Die Kirche geht mit der Zeit: Drive-in-Schalter quasi. 


Ich bin mir allerdings nicht GANZ sicher, ob das die Laienorganisationen der katholischen Kirche mit "dringend nötiger Modernisierung" gemeint haben.

Zwischendrin geht es mal herabschauend an den HINTERgärten einer ganzen Siedlung vorbei: Nach vorne können die ja sonst gar viel auf Potemkinsches Dorf machen ;-)


Später im Wald beginnen dann die Skulpturen. 
Ok, Kunst habe ich in der Schule möglichst früh abgewählt - und das lag nicht an der Lehrerin (zum Tee-Trinken und Quatschen bin ich bei dieser immer gerne vorbeigekommen, insbesondere während die "Künstler" mal wieder Überstunden schoben), sondern vielleicht eher am fehlenden (theoretischen) Verständnis und (praktischen) Fähigkeiten.

Immerhin das ist als Pausenblick in Ordnung: Sonst wäre da doch nur dichter Wald gegenüber der Bank gewesen, so kommt wenigstens Licht und Sonne auf die Lichtung.


Nach der Erholung in der Pause, ist der nächste Anstieg nicht weit...


... und nach etlichen Installationen nun einer der "Höhepunkte" - die "Grünstation" - am Höhepunkt:


Hier muß ich die österreichische Autorenschaft (leider) (erneut) korrigieren: Schreiben diese doch "[..] dient uns die Installation bei Bedarf auch als Unterstand" in ihrem jugendlichem Leichtsinn, wobei sie wohl übersehen haben (oder die Verantwortlichen diese erst nach der Rother-Lektüre aufstellten), daß dort GROSSE Schilder genau davor warnen, bei "Gewitter und Unwetter besteht hier Lebensgefahr !" 

Ich rekapituliere: Jemand baut am abgelegensten Punkt einen monströsen Betonbunker mit Löchern im Dach in den Wald, streicht in (ausgerechnet) monoton grün an und ist dann auch noch so einfallslos, das Ding "Grünstation" zu nennen ?

Also mein Vater meinte schon vor 40 Jahren zur Vereinfachung (= Einsparung) von Gartenarbeit "Betonieren und grün anstreichen" - hätte er einen auf Künstler gemacht, hätte er damit wohl sogar Geld verdient.


Durch die Sonne geht es voran, nur die hier (relativ) frei lebenden Wisente bekomme ich leider nicht zu Gesicht. Das ist wirklich schade, hätte ich die mächtigen Tiere schon gerne gesehen.

Vor dem Abstieg zum Tagesziel Bad Berleburg lerne ich die erste Motto-auf-Schiefertafel-Bank der Gemeinde kennen (am nächsten Morgen werden mir noch etliche weitere über den Weg laufen).
Besonders toll (auch wenn heute in der Sonne und am Nachmittag nicht gebraucht) und bemerkenswert, finde ich ja den Abzieher und das Tuch zum trocken wischen auf der linken Seite:


Folgende violetten Zeitgenossen stehen im Abstieg am Weg, die mir so noch nie begegnet sind: 


Jemand fachkundig ?

Auch wenn dann hier ein Schild am Weg nochmal zum Umwenden animieren will: Nope, bestimmt nicht - jetzt bin ich ja gleich am Ziel. 


Am Schloß vorbei...


... den Goethe-Platz passieren...


und den Tag in Bad Berleburg bei "Drehspieß" (mit alles) ausklingen lassen.

Vorräte im örtlichen Discounter ergänzen ist auch mal wieder angesagt und ich muß etwas bis stark schmunzeln, was hier gerade im Bereich der Aktionsware zu finden ist:

Ein Schelm, wer dabei an Tag 24 (oder vorher bei der Tour längs durch Österreich: Tag 55/2017) denken muß - wobei ich ja nicht völlig beratungs-/lernresistent bin: Seit diesem Jahr gehört eine kleine Tube Sekundenkleber zu meiner Weitwander-Standard-Ausrüstung :-)


Begegnungen:

- 1 Eichhörnchen

- 2 Jungs (Juristerei) + 1 Mädel (Steuerkram)

- 3 Eichelhäher

- 1 stürmisches Reh von rechts


1 Kommentar:

  1. Wegen der Bäume ... hast Du Bäume gesehen? Siehst.

    Bitte geh' nicht davon aus, dass wir das nur so hingerotzt haben - das ist alles ordentlich ausrecherchiert. Fehler können passieren, ja. Aber eben ... geh nicht davon aus.

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