Dienstag, 7. September 2021

Tag 44: Drei Halbe in Einem

Herdorf Bad Marienberg
(29,1 km - 660 Hm auf - 350 Hm ab)

Weil zehn Kilometer um die Fuchskaute, einem erloschenen Vulkan (657m) des Rheinischen Schiefergebirges, keine Übernachtung möglich ist (Hotel auf der Fuchskaute ist zu, drumherum gibt es nicht viel und was es gibt, will oder kann nicht oder ist dazwischen noch unentschieden und auf göttliche Eingebung wartend) standen gestern schwierige Überlegungen an, wie weiter vor zu gehen wäre.

Die beiden kommenden Etappen zur Fuchskaute und weiter nach Bad Marienberg zusammen zu legen, hätte fast 40 Kilometer Wegstrecke bedeutet. Nach den 33 Kilometern vom Vortag war mir das zu viel.

Die Busverbindungen in diesem Eck kann man als nahezu nicht existent bezeichnen (scheinbar nimmt leerer Schulbus morgens 06:xx 1x Fahrgäste mit raus auf's Land und am späten Nachmittag analog immer 1x welche mit zurück.

Ca. 100 Euro für Taxi wäre mir die Fuchskaute nur als AKTIVER Vulkan wert.

Ein Blick auf die Karte und eine Prüfplanung vom Rentner an der Heimatfront lassen dann einen anderen Plan reifen: Das große "U" der beiden Etappen (diesmal 90° nach links zu drehen) wird einfach ein wenig beschnitten, in dem ich die Flügel kürze, nicht ganz so weit nach Osten gehen werde und somit bereits früher nach Süden abbiegen.

Klingt nach einem Plan, also los...

Daß heute Sonntag ist, merke ich schon am frühen Morgen im ersten (langen) Aufstieg aus dem Tal von Herdorf hoch auf die Westerwald-Höhen: Es sind wahnsinnig viele Menschen unterwegs, die das grandiose Spätsommerwetter nutzen: Radler, Jogger, Gassi-Geher - nur (andere) Wanderer sehe ich auch heute keine. 


Als der langgezogene Bergrücken einmal erreicht ist, geht es weit so dahin...


Zwischendurch am Weg mal ein Gipfel (sogar mit Kreuz - oder SOGAR HIER mit Kreuz wie die Agnostiker sagen würden): Die Trödelsteine.


Nachdem ich auf Weitwanderungen bekanntermaßen keine großen Gipfel-Sammel-Anwandlungen zeige (beispielsweise der Sucherer/Volker ist da ja dagegen immer ganz anders sportlich unterwegs, wie der just an diesem Tage erschienene Artikel wieder zeigt), kann ich ihn ganz Getrost rechts liegen lassen und trödeln werde ich später noch genug.

Die Schutzhütte am Weg wenige Meter weiter wirkt dagegen etwas - nun ja - grob.
Ich zweifle (nur theoretisch) daran, daß man DARIN bei starkem Regen von der Seite bzw. peitschendem Wind wirklich trocken bleibt bzw. geschützt ist: Die Abstände der Bretter sind teilweise so groß, daß man bereits aus der Ferne durchschauen kann.
Wie mir zwcishenzeitlich gerüchteweise zu Ohren kam, könnte es just von dort auch praktische Erfahrungen geben. Schauen wir mal, ob wir praktischen Erlebnisbericht dazu bekommen...

Eine im wahrsten Sinne des Wortes "windige" Konstruktion:


Leicht bergab geht es dann auf asphaltierter Straße nochmal auf eine Stippvisite nach NRW, wobei es kurz nach der Ortschaft Lippe schon wieder Rübermachen nach Rheinland-Pfalz heißt.


Wie das Mountainbiker-Ehepaar, mit dem ich mich zuvor noch eine Weile unterhalten hatte, suche ich das letzte Stückchen Weg nach Süden zur "Hauptstraße" vergeblich - existiert wohl nur in den (digitalen) Karten oder ist Wunschdenken (Italien läßt grüßen ?).

Im Unterschied zu den beiden mit ihren Rädern, entscheide ich mich dann aber einfach für Durchschlagen querfeldein - wo früher mal ein Fichtenwald war, glänzt jetzt überschaubare aber zugewucherte Fläche.

Nach ca. 400 Metern erreiche ich die designierte Ortsverbindungsstraße.
Mmmh, sieht eher nach (ehemaliger) Panzerstraße aus:


Wer weiß, ob der "Ort" im Westen überhaupt ein richtig bewohnter ist.
Hier war nämlich ein Truppenübungsplatz und als ich weiter nach Süden gen Stein laufe, kommen alle paar Meter Warnschilder wegen Resten von Sprengmitteln und Munition.

Als letztes Jahr die Planungen meiner geplanten E1-Tour publik wurden, witterten (Achtung Oxymoron) Analysten der Bild-Zeitung ja einen Skandal: K2-Fern-Wanderung ohne Stein-Berührung ?!

Ich hatte dafür nur ein müdes (wissendes) Lächeln übrig. Ihr werdet's schon sehen...

Zunächst orientierte ich mich aber gen Salzburg.


Nun, wer Salzburg für eine kleine Ortschaft im gleichnamigen österreichischen Bundesland hält, mag nicht völlig falsch liegen, aber Ski- und Liftbetrieb gibt es HIER im Salzburger Land auch:


Die Liftanlagen (muß wohl dieses "Ski amadé" sein, wovon in der TV- und Radiowerbung immer die Rede ist) lasse ich links liegen und biege lieber rechts gen Osten ab, um den zweiten U-Schenkel abzulaufen.

Hier sind deutlich weniger Wald und auch deutlich weniger Reste davon vorzufinden.


Eine Art Metro gibt es auch, wobei die ebenfalls keine "normalen" Fahrgäste des ÖPNV mitzunehmen scheint:


Immer weiter nähere ich mich meinem Ziel Bad Marienberg.


Die Jugendherberge - mein heutiges Tagesziel - liegt in einem Cluster aus Schulen, wovon eine ein interessantes Parkplatzkonzept hat: 


Der dort am späten Nachmittag alleine parkende Golf VI offenbart einiges, was in unserer heutigen Gesellschaft als Kleinwagen zählt ! - Früher galt das meinem Dafürhalten nach noch als Mittelklasse, aber ob der ganzen SUV-Bomber...

Schlußendlich noch der Nachweis, daß ich mitten durch Stein gelaufen bin (türkis ist der gelaufene Track):

So habe ich heute also zwei Etappen absolviert, in dem ich drei Viertel der Entfernung davon an einem Tag marschiert bin.

Geschummelt ? Nein, "improvisiert" sagen die Fachleute !

Apropos Experten: Die beiden Menschen, die mich ganz aufgeregt insgesamt vier Mal aus der Jugendherherge angerufen haben, waren echt nett, aber teilweise muß ich da noch Optimierungsmöglichkeiten attestieren:

1. "Sie haben Halbpension mit Abendessen bei Ihrer Reservierung ausgewählt - nach 14 Uhr ist aber niemand mehr da" ==> Jo, habe ich angeklickt. Warum ? Weil es möglich war und ich Hunger haben werde :-)

Ok, es gilt also mal wieder auswärts zu speisen (Extra-(Höhen-)Meter inklusive).

2. "Mmmh, es kommen so viele Gäste nach 14 Uhr, ich bekomme gar nicht alle Schlüsselkarten in den Schlüsseltresor vor der Haustür." ==> Nun, es (er)folgten alleine zu diesem Thema drei Telefonate - mit einem glücklichen Ausgang für mich: Code bekannt, Karte enthalten, alles gut.

Vor Ort erkenne ich dann aber bereits aus einigen Metern Entfernung das eigentliche Dilemma der Schlüsselbox für eine große Anzahl n aus der Menge der natürlichen Zahlen ohne Null von darin einzuschließenden Zugangskarten.

Der Schlüsselsafe ist das gleiche Modell Fräulein A. aus E. im Keller für den EINEN Schlüssel für die Stadtwerke/Feuerwehr montiert hat. Fachkundigen Hochrechnung meinerseits beginnen also "große n" an der hiesigen Jugendherberge bereits bei der Zahl DREI.

Für einen Beratertagessatz von CHF 1'560.- würde ich nach reiflicher Überlegung, stringenter Evaluation der örtlichen Begebenheiten und mehrtägiger Ausarbeitung folgende Optionen zur Überdenkung in den Raum stellen:

1. Parallelisierung: Mehrere dieser Mini-Boxen.

2. Aufrüstung: Box mit größerem Volumen.

Nur mal so ins Blaue hinein...


Begegnungen:

- Eichhörnchen

- 2 Eichelhäher

- Moutainbiker auf der Höhe

- Mountainbiker-Ehepaar nach Lippe

- ca. 99 weitere Motorsegler und 1 Radler "by fair means"

- Eichelhäher


1 Kommentar:

  1. Der E1 ist ja eh nur eine Empfehlung :-)

    Gut gemacht! Merke ich mir - die Fuchskaute hat insb. für Nächtigungsgäste scheinbar überhaupt eher zu als offen ...

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