Sonntag, 19. September 2021

Tag 49: Quartett + 1 = Quintessenz ?

Balduinstein - Burg Hohenstein
(30,4 km - 940 Hm auf - 770 Hm ab)

Nachdem es am Vorabend mit Martin doch recht spät war, heute noch ausgiebig das Frühstück zur Stärkung für die lange Etappe genießen und dann LANGSAM gegen 09:30 Uhr mal auf die Socken machen...

Für die heutige Etappe hatte die Bodenkontrolle nochmal richtig viel zu tun:

1. In Aarbergen-Kettenbach gibt es gar keine Übernachtungsmöglichkeiten.

2. Die (einzige) Empfehlung laut Wanderführer (und den Einheimischen im Lauf der Etappe übrigens interessanterweise absolut unbekannt) ein Stück weiter an der morgigen Etappe ist bereits ausgebucht.

3. Die in der Karte des Rother-Führers abgedruckte Bahnlinie durch's Aartal (Achtung: NICHT mit Ahrtal im Westen von Rheinland-Pfalz verwechseln !) ist eher imaginär und ein Bus fraglich.

Letztlich wird mir aber Bleibe organisiert, auch wenn das ca. acht Kilometer extra für heute bedeutet. Wieder eine 30er-Etappe - die Etappen zum Schlußspurt meines diesjährigen Abschnitts haben es nochmal richtig in sich.

So, aber ohne Start wird das Ziel sicher nicht erreicht - das ist mal gewiß: Also los...


An der Ruine oberhalb von Balduinstein geht es unterhalb im Ort bergauf vorbei und dann ein Stück einer kaum befahrenen Nebenstraße entlang.
Sogar nette und fast mystisch zugewachsene Tunnels haben die Wegemacher zur Abwechslung eingestreut: 


Außerdem eine Marmortafel an einem Brunnen mit der kryptischen Buchstabenkombination "KJAMKI":


Tja, böse Zungen würden jetzt vielleicht eines dieser komischen Rätsel aus originär Coburger Quellen unterstellen und was soll ich sagen: Sie lägen damit gar nicht so verkehrt - auch wenn das schon ein paar Tage her ist, sind das doch die Initialen der späteren (1864 bei den Residenzlern) Hochzeitsgäste von 1862 auf der nahen Schaumburg:
  • "K": Klothilde von Sachsen-Coburg (die Braut)
  • "J": Joseph, Erzherzog von Österreich (der Bräutigam)
  • "A": August, Herzog von Sachsen-Coburg (Brautvater)
  • "M": Marie, Königin von Belgien (Stiefschwester Stephans)
  • "K": Klementine, Herzogin von Sachsen-Coburg (Brautmutter)
  • "I": Istvan, ungarische Version von "Stephan" (Schloßherr)
Ein Herzogtum und viele Kronen eben mitten im Victorianischen Zeitalter und kurz nach dem Tod des berühmtesten Coburgers...

Die typischen Rahl-Fehler auf dem Info-Schild wurden von mir natürlich umgehend bei den Verantwortlichen angekreidet...


Nach dem Quartett aus Grün-, Bunt-, Schwarz- und Wander-Spechten zeigt mir die Tour dann doch noch eine weitere, fünfte heimische Spechtart, die ich - gewohnheitsbedingt ? - so gar nicht auf der Rechnung hatte:


Ja, ja, die Schluckspechte soll es zuweilen auch noch geben.

Apropos allfälliger auffallend abnormer Alkoholkonsum:
Die aktuell in Deutschland sich stellende sog. K-Frage (zuweilen könnte man da aber auch geneigt sein, an "Kasperl" statt "Kanzler" denken zu müssen oder an K-A-Fragen*) und ihre potentiellen A-A-Antworten (immerhin sind da der Andi, der Alex, der Aiwanger oder gar die AfD nicht noch im S-Spiel) nahm ja komische Wendungen.

A-lle K-KandidatInnen, der in den letzten 13 Monaten zwischenzeitlich mit großem A-bstand führenden Parteien, haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, den ursprünglich quasi kaum ernst zu nehmenden S-parrings-Kandidaten (die Ähnlichkeit von "O" und "0" ist aber bestimmt nur Zufall - vom Nichts-tun (und sich nur über die verändernden Umfragewerte freuen) mal abgesehen) durch (synchrones) A-bsacken (das war ja fast wie ein Wettkampf - SOOO hatte das der Markus mit "Wahlkampf" aber vermutlich nicht gemeint) der eigenen Parteiumfragewerte nach oben zu bringen.

Nachdem bei der Bundestagswahl wohl kaum die Philosophenkarte aus dem Spiel Caesar & Cleopatra verdeckt zum Zuge kommen kann (Abstimmungsergebnisse zählen umgekehrt), fragt man sich einsam durch den Buchenwald laufend schon, was diese Leute für Berater und Fähigkeiten haben.

Wenn ich es mir so recht überlege, hielte ich bei diesen K-A-ndidaten ja sogar MICH für die bessere Wahl.
Immerhin kann ich als K2 ja schon zweimal KA und damit ggf. mehr wortwörtliche Eignung bieten, Finanzskandale, wissenschaftliche oder sonstige schreiberischen Zitat- und/oder Tiefen-Unschärfen (genaueste Prüfung durch Prof. Dr. Meinefeld an der philosophischen Fakultät der FAU, Erlangen) bzw. ähnlichen Dreck habe ich auch nicht am Stecken (auch wenn meine Wanderstöcke aktuell noch zu reinigen sind) ;-)

Naja, schauen wir mal wie die Roten mit ihrem Olaf, die Grünen der Annalena und die Schwarzen um Armin am 26. September letztlich dastehen und was der gelbe Christian dazu zu sagen hat.

Mein Erstlings-Glück im (erneuten) Kampf mit dem Caesar Beatrix sollte ich aber später zu Hause wohl nicht noch einmal herausfordern: Wenn's am schönsten ist, sollte man manchmal aufhören :-)


Worüber im Wahlkampf schon einige Jahr nichts mehr zu hören war: Gentechnik.
Also, wenn diese Sonnenblumen mal nicht...


Vis-à-vis nutze ich eine Bank direkt an der Straße für einen ersten kurzen Zwischenhalt.

Hätte ich gewußt, daß Jeannette und Iluna nur wenige Meter weiter sehr aktiv sind, einen verwilderten Garten herzurichten, der später vielleicht mal für Wanderer am Weg zur Verfügung steht, wäre ich das Stückchen natürlich direkt noch weitergegangen.
So werde ich nur nach dem Passieren (Leute bei der Arbeit will man ja nicht stören) quasi zurück gepfiffen: "Hey, Weitwanderer !?"

Es folgt ein sehr angeregtes und anregendes Gespräch.

Hey, Mädels, war sehr nett mit Euch, wünsche Euch alles Gute für Eure Projekte/Ideen und allen Wanderern eine baldige Fertigstellung, Ausschilderung vor Ort in Schönborn und vielleicht sogar Aufnahme in die zweite Auflage des E1-Süd-Führers :-)


Unterhalb von Burg Hohlenfels (laut Führer, weil der Fels so hohl ist) führt der Fahrweg am Hügel entlang bergauf und dann in einem Bogen um den Burgberg herum.


Kurios mutet dabei dieser freistehende Soda-Beton-Tunnel an, wozu mir beim besten Willen keinerlei Sinn und/oder (frühere) Nutzungsmöglichkeit einfallen mag:


Noch einmal ein Schopftintling ?


Durch herrliche Buchenwälder geht es weiter und auch ein (erster) ordentlicher Regenguß kann mir die Stimmung nicht vermiesen.


Am Waldrand hat der Regen auch wieder aufgehört und das Wegpacken des Schirms bietet sich an.
Zuerst heißt es dazu aber erst noch jede Menge Fragen von ein paar "Wegelagerern" zu beantworten:


Nun, es handelt sich dabei um einen Gemeinde-Mitarbeiter und seine (selbsttitulierte) Rentner-Gang (aus den verschiedensten Vereinen der nahegelegenen Ortschaft und sehr aktiv in der Gemeinde unterwegs und am Werkeln).
Zeit für eine Pause (auch wenn ich alle a-lkoholischen A-ngebote dankend a-blehnen muß).

Vor einiger Zeit haben sie diese Sitzgelegenheit mit Dach am E1 eingerichtet.
Heute sind sie mit jeder Menge Equipment angefahren und haben Informationstafeln aufgestellt.


Nachdem die Arbeit just fertiggestellt wurde und ausgerechnet ICH der erste E1-Wanderer bin, der danach hier vorbeikommt, soll ich doch gleich noch für ein Foto herhalten:


So, war sehr nett mit Euch, Jungs, aber ich muß wirklich weiter: 
Habe heute noch einen weiten Weg vor mir.

Und die Zeichen am Himmel sprechen eine deutliche Sprache:


Die Zeichen am Weg sind auch mal nicht mißverständlich:


Die Koordinaten dieser (früheren) Sitzgelegenheit sollte ich mal an die Rentner-Gang weiterleiten (Arbeit gibt es genug - man muß nur das Talent haben, sie zu sehen).
Aber evtl. ist das ja auch jenseits der Gemeindegrenzen (quasi sowas wie Kronach)...


Auch wenn es gerade mal kurz nach Mittag ist, könnte man beim Blick gen Horizont entweder an baldigen Sonnen- oder gleich Weltuntergang denken:


Noch hält das Wetter allerdings (von ein paar Tropfen mal abgesehen) und ich versuche, Strecke zu machen...


Im Abstieg nach und kurz vor Aarbergen/Kettenbach legt Petrus dann aber ein erstes Mal so richtig los.
Nun ist es endgültig Zeit, den Schirm auszufahren.

Im Ort selbst führt der Weg (auf eigene Gefahr) mitten durch Fabrikanlagen und auf den nächsten Kilometern schüttet es dann erstmal so richtig.


Als nach einigen Kilometern das bebaute Gebiet hinter mir liegt, sorgt eine Regenpause für Verschnaufen und gespenstische Nebelschwaden wabern aus dem Tal hoch, das ich zuvor durchschritten hatte:


Im Wald danach sind die Überbleibsel aber nicht zu übersehen und der Regen kehrt zurück:


Eigentlich folge ich einem markierten Weg, wobei manchmal die Markierung ca. 50 Zentimeter vom Gebüsch lotrecht in Sichtachse zugewachsen ist (also schon ein paar Jährchen) und an anderer Stelle Wegzeichen kaum noch zu erkennen sind:


Ein typisches Problem von (einmalig geförderten) lokalen Wanderwegen :-(

Es wird aber noch deutlich anspruchsvoller, denn mittels GPS ist ja die Orientierung ganz gut gesichert, allerdings wäre hier eine Säge auch nicht schlecht gewesen:


Je näher ich meinem Tagesziel im Örtchen Burg Hohenstein komme, um so anspruchsvoller wird der Weg, der letztlich an einer Abbruchkante im Nichts endet: Unter mir kann ich die Bundesstraße sehen, aber wie den Absatz (heil) runterkommen ?

Irgendwie schaffe ich auch diese Hürde und wie mir die Wirtin später erzählen wird:
  • Bei der letzten Verbeiterung der Bundesstraße wurde frühere Treppe zum Weg nicht mehr in den Steilhang gebaut, sondern Weg verlegt (aber so unvollständig/unprofessionell, daß ich den neuen nicht fand).
  • Der letzte (fahrplanmäßige) Zug fuhr auf der Aartal-Bahn vor ca. 35 Jahren...

Beim Abendessen werde ich dann (wider Erwarten) schon erwartet: Wie ich erfahre, sitzt am Nebentisch der Mann von der Großgemeinde Aarbergen (mit seiner Mutter), der meinem Vater am Telefon die Wiesenmühle in Burg Hohenstein als Unterkunft empfohlen hatte.
Woran man sofort merkte, daß man nicht in Bayern, sondern zwischenzeitlich in Hessen angekommen ist: Er hat seine Bewirtungs-Rechnung komplett bezahlt. Nichts mit Vetterl-/Spezl-WIRTSCHAFT.

Ein weiterer Vorteil mit "local Guides" zu arbeiten: Die rote Grütze mit Vanille-Eis, die nicht auf der Speisekarte steht, will ich auch haben - nachdem schon die Rehmedaillons (nicht auf der Karte) ein kulinarischer Traum waren ;-)

Einziger Kritikpunkt: 
Also die (Kartoffel-)Klöße waren echt mies - aber vielleicht bin ich da als (Nord-)Franke auch einfach (zu sehr) verwöhnt...

* k.A. wie keine Ahnung

Journalisten-Frage zu Wahlkampfthemen: "Und eine dritte Sache?" 

A-Antwort: "Joah... was machen wir noch?"


Begegnungen:

- Eichhörnchen

- kleine Kröte

- Eichelhäher

- Schafsstelze

- Jeannette und Iluna im designierten Gemeindegarten am Weg

- 1 Gemeindearbeiter + (selbsttitulierte) 3er Rentner-"Gang" nach E1-Info-Tafeln-Aufstellen

- Eichhörnchen

- Hase

- den Mann zur Stimme am Telefon, wo mein Vater Tipp zur Unterkunft her hatte


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