Vom schlechten Wetter am Nachmittag des Vortags ist heute nichts mehr zu sehen.
Mein Vater hat mir heute eine direkte Route nach Nord-Osten geplant, um nach ca. sechs Kilometern wieder zurück auf dem E1 zu landen, weil ich gestern zwecks Unterkunft ja deutlich vom Weg abweichen mußte.
Die per Handy auf SD-Karte des GPS-Geräts eingespielte GPX-Datei führt heute auch auf sehr angenehmen Wegen und kaum Zusatz-Entfernung zurück in die Spur.
Weil manch ein(e) LeserIn ja an meinen Begegnungen bzw. ihrer Aufzählung(sform) zweifelte, hier ein paar Aspekte zu meiner zugegebenermaßen total subjektiven und willkürlichen, aber natürlich absolut systematischen (ein jeder lebt zuweilen in seiner Welt) Art des Handlings unterwegs und dann im Blog:
1. Begegnung sichten:
2. Vorkommnisse chronologisch und mit Ortsbezug merken.
Da dies mit zunehmendem Alter und/oder der Menge der Begegnungen immer schwieriger wird, ggf. bei allfälligen Pausen erste (digitale) Notizen anfertigen.
3. Eine aggregiert kumulierende Gruppierung erfolgt nur bei gleichem Sichtungsort (hier beispielsweise: zwei Eichhörnchen) oder einem Sichtungsareal (Beispiel Alpensalamander:
Tag 62/2017).
Hintergrund:
Nach gut und gerne 250 (ZWO-HUNDERT-FUFFZICH) gelesenen Artikeln in meinen Blogs zweifelte examinierte und geübte Mathematikerin doch tatsächlich, also allen Ernstes und dann gleich noch in Schriftform an meinen Rechen-/Gruppierungs-/Aufzählungskünsten - das grenzt ja schon fast an Blasphemie :-b
Ist das Kunst oder kann das weg ?
Der Himmel sieht derweil nochmal düster aus:
Die (untere) Art der Wegauszeichner hier im Taunus Abbiegungen anzuzeigen ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, fehleranfällig, sondern letztlich aus meiner Sicht auch reichlich suboptimal bis mehrdeutig:
Es gibt genau zwei Arten von Zusatzschildern für Richtungsangaben:
1. Doppel-Pfeil (180°-Winkel): immer waagrecht angebracht, da es kaum Bäume zu erklettern gibt
2. Doppel-Pfeil (90°-Winkel): je nach Partei-Programm des Installateurs um ganzzahlige Vielfache von 90° wahlweise rechts oder links herum gedreht
Daraus ergeben sich direkt folgende Probleme, für die es - zumindest aus meiner subjektiven Sicht mit beschränktem Verstande - einfach keine Lösung zu folgenden Entscheidbarkeitsproblemen gibt:
1. Beispiel: Rechtsabbiegen an einer Kreuzung mit sechs Ästen, wovon alleine drei in verschiedenen Winkeln nach rechts gehen.
2. Völlig absurd wird das Ganze, wenn AN einer Kreuzung nur GENAU ein solch ein Pfeil angebracht ist, der dann ja GLEICHZEITIG links- UND rechts-abbiegen bedeutet - je nachdem, von wo man kommt (das funktioniert an einigen Stellen ganz gut, da Lese-Richtung = Herkunfts-Prinzip gewöhnungsbedürftig aber eindeutig, an anderen aber eher weniger).
In weiten Teilen dieser (Wander-)Welt wird dagegen einfach ein paar Meter im Zielast aus Kreuzungsbereich sichtbare Markierung angebracht.
Alternativ bzw. additiv (letzteres aus meiner Sicht als Gold-Standard zu sehen): Wegweiser in Pfeilform, die so gut angebracht (und lesbar) sind (also nicht wie im Sauerland) genau in Zielrichtung weisen.
Zwischendurch dann etwas Gatsch (wie wir Österreicher zu sagen pflegen), wo der Starkregen des Vortags seine Spuren hinterlassen hat.
Na, sie können es doch mit den Wegweisern, wenn sie wollen, und noch dazu sogar in Luxusvariante Echtholz:
Nachdem es regentechnisch noch einen (kleinen) (und für diese Tour-Abschnitt des E1 letzten) Nachschlag gibt, kann ich am Ortsrand von Oberauroff an einem trockenen Absatz bei ein paar Garagen den Schirm endgültig weg- und das Handy auspacken:
Höchste Zeit, Peter (7wheels) - wie am Vorabend telefonisch abgesprochen - zu kontaktieren.
Peter ist auch einer dieser (verdorbenen)
München-Venedig-Wanderer und persönlich bekannt seit dem Treffen am Freitag, dem 13. (März 2020 - direkt vor den umfassenden
Corona-Einschränkungen) in Wien beim letzten offiziellen Weitwander-GC-Event von Martin (vergissmi.net) - NATÜRLICH nicht zu verwechseln mit
anderweitig erwähnten Wiener Treffen (den Ort Wien kann man also in Ansätzen ein wenig mit dem Ostalpenzentrum Stein vergleichen - nur halt kleiner/nicht ganz so bedeutend ;-).
Eigentlich bewege ich mich (im wahrsten Sinne des Wortes) ziemlich genau im avisierten Zeit-Korridor: Es ist gerade 14:00 Uhr und ich hatte 15-17 Uhr als Ankunft in Idstein prognostiziert.
Peter ist aber etwas überrascht, über meinen "frühen" Anruf - unverhofft kommt oft ;-)
Kein Problem:
Ich gehe direkt ins Zentrum von Idstein, dem heutigen Etappenziel, und werde dann später mit dem Bus in den Ortsteil einige Kilometer nördlich zu Peter rausfahren, der mich nämlich eingeladen hatte, doch bei ihm zu Hause zu übernachten. Cool ! Welch nettes Angebot !
Im Unterschied zu anderen (vergissdi.net), lasse ich mir sowas natürlich auch nicht entgehen und habe das seit der dänischen Grenze auf dem Schirm :-b
Bevor ich nun weiter spaziere, werde ich aber erstmal noch von einer Frau aus dem Garten gegenüber angesprochen: Ob ich denn ein Problem hätte. Evtl. mit meinem Rad.
Rad ?
Ich und Rad ?
Trotz Franke bevorzuge ich Rat !
Die Dame kann wegen der Hecke nur meinen Oberkörper erkennen, hat mitbekommen, daß ich da eine Weile saß und telefonierte.
Bei der (flotten) Steilabfahrt und den beeindruckenden Bodenwellen/schweren Schläge bis dorthin hatten wohl schon einige Biker an dieser Stelle ihre Räder geschrottet (tja, auch Rahmenbruch soll schon in den besten Familien vorgekommen sein:
Tag 037/2014).
Etwas amüsiert bin ich über die - wie sie auch selbst zugibt - neugierige Dame, aber nett ist es schon, daß sie nachfragt und mir auch noch etwas zu trinken anbietet. Vielen Dank !
Ist doch schön, wenn es hilfsbereite Leute gibt, die sich auch proaktiv um ihre Mitmenschen sorgen.
Blick zurück (auf Niederauroff), vom Anstieg zum letzten Hügel, der mich noch von Idstein trennt:
Unter der Autobahn geht es dann auf dem Carl-Escher-Weg durch.
Oder so ähnlich - wer die Stelle mit Tunnel und Scheune bei
Tiefenlauter und die identische Markierung kennt ;-)
Ziemlich genau um 15:00 erreiche ich dann die Innenstadt von Idstein.
Ein hübsches Städtchen, wo es sich im Cafe bei Schokotorte, heißer Schokolade und einem guten Glas Schwarzen Tee wahrlich gut aushalten (und Postkarten aus Siegen schreiben) läßt, war doch die heutige Etappe mit nur 21 Kilometern seit langem mal wieder etwas zur Entspannung.
Von Peter bekomme ich dann zwischenzeitlich noch Mail mit allen Hinweisen zu Buslinien, nächster Einstiegsstelle, Ausstiegshaltestelle in Wörsdorf (zwecks der geographischen Optimierung derselbigen diskutier(t)en wir noch ;-) und Skizzen für den Weg zu ihm nach Hause.
Derart präpariert, kann da natürlich nichts schief gehen und so gibt es ein großes "Hallo" als ich bei ihm eintreffe.
Abends düsen wir dann per Pedelec (Peter hat sogar für Gäste entsprechendes Zweirad parat und während ich unter der Dusche stehe, flickt er es just-in-time noch schnell für den anstehenden Einsatz) zurück nach Idstein zu einem leckeren Mexikaner.
Mutmaßlich saß ich seit bestimmt zehn Jahren auf keinem Zweirad mehr und schon gar nicht auf einem elektrifizierten (Teufelszeug ;-), aber wenn's um's (gute) Essen geht, tue ich ja (fast) alles :-)
Zugegebenermaßen bin ich allerdings (gerade zu Anfang) von den 13 Bedienelementen am Lenker (und dann auch noch schmale Radwege und partiell Straßenverkehr) sowie der Geschwindigkeit (gerade im Vergleich zu den letzten 500 Kilometern in Fußgänger-Tempo) etwas überfordert.
Aber wie heißt es so schön: Man wächst an seinen Aufgaben.
Und ich habe überlebt.
Wobei es knapp war.
Allerdings weniger ob des Rads, sondern wegen der Temperaturen: Der mitgeführte Fleecepulli genügt für die Heimfahrt annähernd halbwegs, aber daß ich meine Handschuhe und insbesondere meine Mütze im Wanderrucksack gelassen und nicht mitgenommen hatte, bereue ich zutiefst, nachdem ich jämmerlich friere und zittere. Ist halt doch schon September...
Vielen Dank Peter für den tollen Abend, den fahrbaren Untersatz, die Hochleistungs-Technik für den Folgetag, die Übernachtungsmöglichkeit und die Einladung !
Begegnungen:
- 2 Eichhörnchen
- fürsorgliche Anwohnerin in Oberauroff
- Peter (7wheels)
... was mich daran erinnert, dass ich es doch tatsächlich bis dato verabsäumt habe, mich für die - Erinnerungen weckende - Karte "aus Siegen" zu bedanken!! So selten, wie man heutzutage Karten kriegt, ist das für mich als bekennender Kartenfan schon eine erfreuliche Sache!
AntwortenLöschen1. Sehr gerne.
Löschen2. Hat nur etwas gedauert, bis
a) Karte(n) besorgt
b) geschrieben
c) im Kasten
waren.
3. Das mit den klassischen Karten ziehe ich bei den längeren Touren ja seit vielen Jahr(zehnt)en gnadenlos durch.
Sehr bemerkenswert: DIESES MAL habe ich sehr viel explizites, extrem positives Feedback mit Anflügen von Nostalgie erhalten:
"cool, wer schreibt heute noch Ansichtskarten"
"klasse, mal keine Werbepost"
"super, nicht nur Rechnungen aus dem Briefkasten gefischt"
...
Das ist wohl der Vorteil an den "ewig gestrigen" (natürlich nicht politisch ! ;-b