Samstag, 11. September 2021

Tag 48: Life Is A Rollercoaster

Nassau Balduinstein
(26,5 km - 930 Hm auf - 910 Hm ab)

Der Abmarsch am Morgen beginnt mit Verspätung: Hier in der Gegend ist jetzt Frühstück immer erst ab 08:00 Uhr (und da sehr einsam) möglich (die ersten Radler saßen um 09:30 Uhr beim Kaffee) und die Bodenkontrolle meldete sich noch wegen einer Lösung des (hoffentlich letzten) Übernachtungsknobelproblems im Bereich Aarbergen am nächsten Tag.

Letztlich beginnt der heutige Spaziergang bei traumhaftem Wetter mit der Überquerung der Lahn. 

Nach einigen Aufstiegsmetern an der Straße entlang (mein GPS ist wohl noch im Tiefschlaf und unterschlägt einfach das meiste davon), geht es links weg auf den asphaltierten Lahn-Radweg.

Diesem gilt es nun für einige Kilometer zu folgen.

Der Radweg ist gut ausgebaut und auf der anderen Flußseite als Straße und zumeist die zweigleisige Bahnstrecke.

Kleiner Haken für ambitionierte Flußrad-Weg-Fahrer (und E1-Wanderer): Es geht meist entweder auf oder ab und kaum mal eben (zumindest nicht direkt unten am Ufer entlang).

Neben den typischen Tagesradlern (kleine Packtaschen) sichte ich auch zwei Mal augenscheinlich einzelne Fern-Rad-Wanderer (große Packtaschen und Zelt/Isomatten an Bord).

Kurz nach Kloster Arnstein trennen sich dann aber unsere Wege - also die der Radfahrer und meine...

Am Morgen hatten die beiden Tagesradler in der Unterkunft nämlich noch gemeint, sie wären am Vortag mit dem Rad in Balduinstein (meinem heutigen Etappenziel) gewesen und wo da mehr als 800 Aufstiegsmeter versteckt sein sollen, wäre ihnen unklar.

Nun, laßt uns dazu mal in die Details gehen und etwas Buddeln:

Lustig auch dieses Schild am Weg, was (im Kleingedruckten) SEHR deutlich darauf hinweist: Der Weg wäre umsonst und wer's nicht glauben mag, kann das Schild (bei der Rückkehr) gleich nochmal lesen.

Wie heißt es zuweilen schon an anderer Stelle: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. :-)

Ich kann diesem Hinweis guten Gewissens Glauben schenken und biege gleich auf die Treppe ab:

Nur für kurze Abschnitte geht es mal waagrecht, auf einer Höhe am Steilufer der Lahn entlang. Selten läuft man auf der Höhe, sondern meist im Bereich 1/3 bis 2/3 zwischen Fluß und Berg.

Zumeist geht es heute entweder bergauf oder bergab.

Störend ist das nicht wirklich, sondern abschnittsweise etwas ganz anderes: Kleine, schwarze, umher torkelnde Mistviecher (die auch keine großen Leuchten sind), wo man instinktiv bis reflexartig die Augen schließt, wenn sie ins Sichtfeld geraten, und wo man sich die Augen reibt sowie einem die Tränen kommen, wenn man dabei nicht schnell genug war. Kennt ihr doch auch, oder ?

Und wer jetzt an den Scheuer, Andi oder Dobrindt, Alex dachte: ICH habe NIX gesagt.

Wobei die Sache mit dem "A" am Anfang, möge man sich mal für den nächsten Artikel im Hinterkopf behalten...

Zwischendurch mal ein Stück direkt an den Bahngleisen am Flußufer entlang, bevor es in der Achterbahn (Ronan Patrick John Keating: Rollercoaster - und der Name des Künstlers klingt ja auch schon so) wieder bergauf geht, auch wenn ich kurz versucht bin, (mit) in den Tunnel abzubiegen, in den die Zugtrasse verschwindet (Geisterbahn ?).

Womit die Radler allerdings allesamt irrten: Nein, der Wanderweg schneidet NICHT einige Lahn-Schleifen ab, um sich (Entfernungs-)Kilometer durch (Höhen-)Meter zu sparen, sondern nur kurz vor Balduinstein wird genau EINE Schleife auf diese Art abgekürzt.



Kurz bevor ich nun die Sohle eines Seitentals der Lahn erreiche, von wo aus der "Final Climb" startet, klingelt erneut man Telefon.
Diesmal für die Feinabstimmung.

Martin (nah&fern) aus Aachen wollte mir ja von Tirol aus ein Stück entgegen laufen.
Ok, ok, das ist einer dieser Verdorbenen (um genau zu sein, der EINE, der meinte, 2.500 Kilometer Fußstapfen von mir GENAU nachzugehen), auch ein spontaner Organisator lokaler Treffen im globalen Zusammenhang, so daß er schon vor einiger Zeit meinte, mein Weg könnte unweit seiner Urlaubsrückreise liegen und eine zeitlich-örtliche Korrelation sollte herstellbar sein.

Gesagt, getan: Er kommt mir gleich von meinem heutigen Etappenziel entgegen spaziert.

Am Aussichtspunkt Gabelstein treffen wir uns mit großem "Hallo": Zuletzt haben wir uns wohl beim (inoffiziellen) jährlichen Weitwandertreffen beim Weltraumaeffchen (Ania + Tom) in Wien vor zwei Jahren gesehen.

Zuvor muß ich aber noch eine Hermann-Hecht-Weg-ähnliche Passage (steiler Zick-Zack-Pfad durch den Wald von Finkenberg zur Gamshütte im Zillertal; Tag 1 Berliner Höhenweg/Zillertaler Runde gegen den Uhrzeigersinn) schweißtreibend überwinden.

Mit der Zusatzmotivation aber kein Thema...


Das Ende des Anstiegs oder "das Licht am Ende des Tunnels" ist gefühlt ratz-fatz in Sicht: 


Über die Höhen und durch welliges Terrain geht es zum Aussichtspavillon, wo Martin schon auf mich wartet.

Die Aussicht von dort ist schon auch grandios:


Zusammen wandern wir dann meine letzten paar Kilometer für heute und im Steil-Abstieg zum Ende muß ich gar nicht mehr auf Markierungen oder GPS achten, ich habe nun ja einen Weg-Erfahrenen zur Hand ;-)


Während ich mich noch restauriere, läßt Martin es sich schon mal gut gehen:


Ah, Luftaufnahmen von der Schaumburg, die wir aus der Ferne gesehen hatten, habe ich in dieser Zeit auch noch angefertigt: 


Als Martin vom Auto zurückkommt, wo er "nochmal hin müsse", wird mir schon auch klar, warum... ;-)


Gegen 22:00 Uhr verabschiede ich ihn auf seine restlichen zwei Stunden Heimfahrt und komme mal wieder viel zu spät in die Falle, aber man muß Prioritäten setzen im Leben :-)

Für die sauerländisch grübelnden, zweifelnden oder jetzt gleich wieder kärntnerisch (mich ver-)fluchenden  Ma*-Personen unter den LesernInnen: Kerstin, Peter und Martin schreiben sich beispielsweise echt mit kleinem "t". Oder sollte ich besser noch sagen: Mit (in) echt kleinem "t" :-b

Seit heute (jetzt hier im Taunus) steht das "X" des E1 übrigens nicht mehr, sondern es liegt: Um 90° gedreht auf der Seite. Die große Koalition in Berlin streitet gerüchteweise seit Jahren und aus aktuellem (Wahlkampf-)Anlaß noch verstärkt, ob das nun links- oder rechts-gedreht sei...

Schön, wenn endlich mal die wichtigen Dinge auf den Tisch kommen.

So, nun sind es nur noch knapp 100 Kilometer bis Frankfurt Hauptbahnhof: 

Der Spaziergang nähert sich seinem diesjährigen Ziel, aber vielleicht kommen ja noch ein paar Überraschungen am Weg...


Begegnungen:

- schwarzes Eichhörnchen

- hübsches Westernpferd in fußläufiger Begleitung

- Martin (nah&fern)


8 Kommentare:

  1. Hi Kai,

    oh, nur noch so kurz, d. h. du kommst noch über den einen, nicht so hohen Feldberg. Da oben gibt es einen Virtual mit Internetunterstützung, da hat jemand nett was zusammenprogrammiert.

    LG,

    Frank

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    1. Hallo Frank.

      Ich kam, heute sogar über ZWEI (nicht so hohe) Feldberge: Den kleinen und den großen :-)

      Wollte nicht gleich übertreiben, weil ich nicht wußte, wie sich meine Fußsehnen verhalten würden.

      Tönt aber ganz gut.

      Cu K2.

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  2. Also ich meine mich erinnern zu können, dass es in Wien ja noch ein offizielles Weitwandertreffen gab, am Tag vorm Lockdown ... aber das fand ja in der Unterwelt statt und zählt deshalb vielleicht nicht so wie das hoch über den Dächern von Wien :)

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    1. Das ist/war doch aber das letzte Weiteandertreffen vom vergissmi.net wie Sie wissen müssen und nicht das vom Weltraumaeffchen - auch wenn selbiges da such mal kurz da war.
      Von JENEM - also vom nicht zu Vergessenden (was doch auch nie jemand tun täte können) - kommt der 7-rädrige Peter aber im übernächsten Artikel noch zu Wort.

      Darauf ein gemeinsames (Dosen-)Bier hier im Süden vom Norden !

      K2.

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    2. Das war auf "Zuletzt haben wir uns wohl beim (inoffiziellen) jährlichen Weitwandertreffen beim Weltraumaeffchen (Ania + Tom) in Wien vor zwei Jahren gesehen."

      Und ich behaupte jetzt mal, dass Ihr euch zuletzt in der Unterwelt getroffen habt :)

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  3. Grüß den siebenrädrigen Peter ganz lieb von mir!

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    1. Ebenso zurück soll ich antworten, nachdem jener mich sogar zu wahnwitzigen Aktionen mit 11 Schalt-Bedien-Elementen am Steuer animierte.
      Nach anfänglich leichter (zugegebenermaßen real eher größerer) Überforderung, überlebte ich das Ganze sogar.
      Dazu mehr im über- bzw. überübernächsten Artikel...

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