Tag 12: Ratz-fatz: Ab vom Weg

Westerhorn/Dauenhof - Barmstedt

(18,1 km - 40 Hm auf - 30 Hm ab)

Der entgleiste Bauzug hängt zwar immer noch zwischen Elmshorn und Pinneberg rum (mittlerweile seit mehr als zwei Tagen), aber zumindest klappt heute meine Zug-Verbindung mit Umsteigen in Elmshorn pünktlich, so daß ich mich um kurz nach 9:30 Uhr (der Akku-Tausch beim GPS brach mir das Genick) Dauenhof/Westerhorn auf eine kurze Etappe machen könnte, wenn nicht gleich die Schranke sich schon wieder geschlossen hätte, weil nun ein Zug aus der Gegenrichtung (von Kiel) kommt.

Geduld ist eine Tugend. So richtig tugendhaft war ich wohl noch nie ...

Immerhin habe ICH im Unterschied zu anderen Leuten im frühkindlichen Alter aber schon noch ausreichend Präzision, Geschick und Denken in Formen (welches Holzklötzchen paßt in welche Öffnung) erlernt, mitgenommen und bis heute beibehalten.

Wenn man sich jenen Versuch so ansieht, hegt man gewisse Zweifel ...

Ok, ok, gebe zu, ist nicht ganz so einfach wie in Babytagen (Dreieck, Kreis, Quadrat), sondern Mr. Trump würde bestimmt auch betonen, wie VIEL schwieriger ein Quader mit rechteckiger, aber nicht quadratischer Grundfläche in eine quadratische Öffnung zu bewegen ist. Noch dazu, wenn der Quader zwar Räder hat, diese sich aber nicht mal in alle Richtungen bewegen lassen:

Auch die Schafe, die ich heute sehe, sind irgendwie etwas surreal:

Als ich den Ort auf Wiesenwegen verlassen will, gleich noch einen netten Rentner mit seinen Enten, Gänsen und Hühnern getroffen und kurz geplauscht.

Eine (sinnlose) U-Umgehung per direktem Weg ignoriert und dann gen Süden ein wenig zu lange zu ignorant das frisch getankte GPS bei Seite gelassen. Dabei kenne ich doch mittlerweile eigentlich bereits die ungenügende Markierung zur Genüge.

Jedenfalls stelle ich fest, daß ich ratz-fatz mal mindestens einen Kilometer an der Abzweigung gen Westen vorbei bin. Kurzer Blick auf die Karte. Evaluierung der Alternativen. Und letztlich Vorteil des zivilisierten Flachlands genutzt: Einfach weiter bis zur L113. Dort Radweg parallel zur Straße gen Westen genommen und schon bin ich einige Kilometer später wieder auf dem eigentlichen Weg.

Durch Wälder geht es jetzt gen Süden. Zwischendrin geht es an größeren Gestüten vorbei und ich erfahre, daß Margitta (vom Coburger Alpenverein) und ihr Begleiter mittlerweile mit dem Rad auf dem Weg vom Bodensee gen Norden in Büsum angelangt sind. Eigentlich wollten wir uns ja in der Mitte Deutschlands treffen, aber wenn die Schummler einfach bereits eine Woche vor mir starten, ist es ja kein Wunder, daß das einfach nix werden kann ;-) 

In einem Schwenk nach Westen wird bei Voßloch die Bahnlinie überschritten und danach gehe ich durch ein Naherholungsgebiet im Wald bis in den Nachbarort Barmstedt, wo ich mich einquartiert habe.

Der kleine Piepmatz (in Hintergrund) macht aber auch LAUTSTARK (und doch tonlos) auf sich aufmerksam: 

Am Ortsrand hält mich noch eine 3-köpfige Rentner-Gang an:

Frage: "Quer durch Hamburg ?" - Als wäre hier Hamburg.

Frage: "Oder quer durch Schleswig-Holstein unterwegs ?"

Antwort: "Längs durch Deutschland." - Kurze ungläubige Stille.

Feststellung: "Mein Orthopäde hat mir auch SOLCHE Stöcke empfohlen. Deine sind viel zu lang !" - OK, jetzt wird es dünnes Eis. GANZ dünnes Eis - bei meinen Leki-Stöcken hört die Freundschaft auf ;-b

Nachdem sie mir meine Stöcke aber lassen (sie haben ja ihre Drahtesel), kann der Weltfrieden noch einmal gerettet werden und der Tag ein gutes Ende nehmen.

Die Bodenkontrolle hat sich mittlerweile via Koppenhagen abgemeldet und ist auf dem Weg zu ihren Schafen: Schafsinseln

Der Ersatz im Tower kämpft mit der Technik, aber Übung macht den Meister.

Und für morgen hat sich Begleitung angesagt. Ich freue mich schon riesig !

Begegnungen:

- 2 Graureiher

- 6 Kaninchen

- 1 Storch

- 1 weiteres Kaninchen

- 1 netter älterer Herr

- einige Libellen

- 3er-Rentner-Gang auf Rädern