Sonntag, 16. August 2020

Tag 24: Stampede (ans Meer) ?

Neustadt am Rübenberge/Otternhagen Steinhude
(17,2 km - 40 Hm auf - 60 Hm ab)

Nachdem heute eine relativ kurze Etappe ansteht, kann ich es morgens gemütlich angehen lassen.

Aber so gemütlich, daß ich gleich nach wenigen Minuten wieder Rast mache ?

Ist zwar ein richtig schöner Pausenplatz zwischen den vier mächtigen Eichen, aber für E1-Wanderer (egal in welche Richtung) eher suboptimal am Ortsrand von Otternhagen platziert.

Gen Südwesten geht es dann durch den Wald und bei Dammkrug wird die autobahnähnlich ausgebaute B6 erreicht. Hier führt eine Brücke Wanderer, Radler und lokale Fahrer in verschlungenen Wegen zwischen Rastplätzen und Bahn-eigener Überland-Strom-Trasse über die Schnellstraße und der Verkehr und der Lärm ist binnen Minuten wieder passé.

Kurz überlege ich noch, gleich einen Christbaum für den Neffen der Bodenkontrolle mitzunehmen (der darf ja sowieso immer nur so groß sein, daß er noch als Beifahrer im Golf durchgeht), ich entscheide mich dann aber doch gegen das Schnäppchen:
Wobei dunkelgrün bestimmt gut zum rot des Rucksacks ...

Durch den Wald geht es dann in Richtung Bordenau. Da ich einen Bogen der E1-Markierung nicht so richtig nachvollziehen kann, bleibe ich lieber einfach auf dem direkten Pfad durch den Wald geradeaus. Das hat wohl den Zorn der Wanderwegs-Götter geweckt. Der Boden fängt plötzlich an zu beben. Staubwolken kann ich zwischen den Boden hindurch sehen. Ich höre ja vielleicht ein wenig schlecht, aber meine sonstige Sensorik funktioniert schon noch.
Die Gedanken rasen. 
Büffelherde ? - Nordamerika. 
Elefanten ? - Afrika. 
Giraffen - Denkbar, wenn ich an die Höhe der letzten Salzlecksteine in der Lüneburger Heide kurz vor Celle denke,  aber würden die solche Erschütterungen auslösen ?

Wie so viele Probleme dieser Erde, entpuppt sich auch hier der Auslöser als vom Menschen verursacht: Ein Waldmarathon.

Menschenmassen joggen hier durch den Wald. Typisch: Es sind ganz unterschiedliche Typen dabei. Obwohl es augenscheinlich kein Wettkampf ist (die Teilnehmer tragen zumindest keine Nummern), gibt es die mit glasigem Blick ins Nichts, die Kopfhörer-Jogger, die mit dem absoluten optischen (Killer-)Fokus, am liebsten sind mir aber die "Normalos", die nebenbei auch noch ein Lächeln und/oder einen Gruß für einen (meist) entgegenkommenden Wanderer (Geister"fahren" habe ich ja auf der Tour bereits zur genüge geübt - ich sage nur: Mann läuft außerorts links) übrig haben und den Rucksackträger nicht nur als wandelndes Verkehrshindernis betrachten.

Ab dem Ortsrand von Bordenau geht es dann für den Rest des Tages überwiegend auf Asphalt, teils auf Schotter durch die Orte bzw. über Radwege dazwischen voran.

Zwischendurch lockern ein paar skurrile Namen bzw. Gegenstände die Laune etwas auf:

Wer hat's erfunden ?

Die verwunschene Pforte:
Der grimmige Baum:
a. Rbge. = am Rübenberge:
Übrigens was genau jetzt aus dem Rübenberg geworden ist, an dem dieses Neustadt liegt, hat sich mir nicht erschlossen. Aber lustig findet das ein Süddeutscher schon.
Kommt dann Großenheidorn am Butterberg oder Steinhude am Milchsee als nächstes ?

Natürlich NICHT.

Bekanntermaßen liegt Steinhude am namensgleichen Meer. Auch wenn dieses wohl nur maximal drei Meter tief ist, so ist es doch der größte See Niedersachsens.

Mein Platz für die zweite Rast war heute etwas speziell, aber DEFINITIV sicher in Sachen Überrollunfälle:

Den ganzen Tag über hatte ich damit gehadert, daß heute Sonntag ist und somit alle Geschäfte geschlossen sind. Nach ersten Reparaturen an meinen Latschen in Schleswig-Holstein (Krokodilsmäuler per Sekundenkleber gestopft), hat sich am Vorabend nun ein DEUTLICH größeres Problem ergeben, welches ich mit Bordmitteln (Sicherheitsnadel, Nadel+Faden, Tesafilm) nur bedingt fixen konnte:

Lustigerweise tritt dieses Problem (Gesetz der Serie ?) augenscheinlich IMMER in Orten Namens Stein* auf ?!
Zuletzt hatte ich das Problem 2017 am Zentralalpenweg 02 (Tag 53/2017), wo aber just in jenem Stein ein von mir vorab angelegtes Vorratslager auch noch aus (nur bedingt) erklärlicher Weise einen Kraftkleber enthielt. Damit kann Steinhude in Niedersachsen leider nicht dienen.

Aber wie erfahrene Fernwanderer wissen, gilt die goldene Regel:
The trail provides.

Just 200m vor meinem Quartier, bemerke ich reges Treiben auf einem Lidl-Parkplatz. Sonntags-Flohmarkt ? Keineswegs. Der ganze normale Shopping-Wahn.

Wie eine kurze Internet-Recherche im Quartier ergibt: Hat genau EIN Laden im Umkreis von 20 Kilometern sonntags auf und das ist genau der, wo mich ZUFÄLLIG der Weg dran vorbei geführt hat.

Also nach einer Dusche und Schlüpfen in trockene (also nicht durchgeschwitzte) Klamotten schnell ab in den Discounter, wobei ich bei Edeka oder Rewe eher mit einer möglichen Lösung gerechnet hätte. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Schauen wir mal, dann sehen wir schon.

Schauen wir mal in den Bereich mit den Aktionsartikeln:
1. Mmmh, Frauen-Birkenstock. Zur Not.
2. Ah, das gibt's doch nicht: Sekundenkleber. Nehm ich.
3. Mmmh, nochmal weiter wühlen: UHU-PowerRepair und bei den Beispielsymbolbildchen ist sogar noch ein Schuh aufgemalt. Gekauft !

Glück muß man haben :-)
Ja, ja, ich weiß schon wie das mit dem Glück und den Rindviechern so ist ;-)

Wie nachhaltig meine Reparaturversuche sein werden, werde ich Euch (ggf. fluchend ) noch mitteilen ...

Abends geht es zum Speisen dann ans Meer und ich kann einen weiteren kulinarischen Punkt meiner ToDo-Liste für unterwegs doch noch abhaken: Brathering mit Bratkartoffeln.


Begegnungen:
- nette Hunde-Gassi-Führerin
- Horden von Wald-Marathon-Läufern
- nette Inline-Skaterin

10 Kommentare:

  1. Hallo Kai,

    jetzt weiß ich was man mit dem Sack voller Zapfen machen kann, den ich gestern in der Kinderhütte neben dem Grill gefunden habe. Falls die so alt wie der Sack sind, dann brennen die bestimmt gut, da stand drauf "Made in U.S.A. for French Zone in Germany".
    Hausschuhe sind auch noch ein Punk auf meiner Packliste. Normalerweise renne ich in einem extra Paar Socken rum, aber nun sind in Italien und Frankreich Hausschuhe und ein Fläschchen Desinfektionsmittel vorgeschrieben.
    LG,
    Frank

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  2. Wie unterschiedlich die Eindrücke doch sein können - ich habe das ja so in Erinnerung, dass man ungefähr ab deinem Standort endlich mal was anders bekommt als allerweil nur Hering :-)

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    1. Ich mußte BIS hierher auf Brathering warten.

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  3. Die haben nur so verkniffen geschaut, weil es keinen Nussecken bei den Versorgungsstationen gab...

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    1. *lol*
      Ja genau: Die legendären Nußecken von KönigDickbauchs Frau vor dem letzten mörderischen Anstieg am Pfälzischen Königsweg - einer WIRKLICH harten Tagestour-Herausforderung.

      You made my day,
      K2.

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  4. Und auch noch am Steinhuder Meer! Du durchläufst ja best bekannte Gegenden.
    Bekannte von uns haben uns auf dieses salzlose Meer aufmerksam gemacht und uns auch schon dahin gebracht.
    Liebe Grüsse

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. Hoi Pepi.

      Vermutlich zeigt Deine Statistik schon mehr deutsche Landkreise als meine.

      Ich glaube, ich muß Dich mal daran erinnern, daß Du die zugehörigen Bewohner früher nie leiden konntest.

      Aber was so eine Alpenüberquerung alles anrichten kann ...

      LG K2.

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  5. Also 33 von 401 Landkreisen wirst du ja wohl auch auf dem "Tacho" haben. (Nach Spionage kann ich dir von 93 gefundenen berichten).

    Mit fortdauernder Lebenserfahrung habe ich festgestellt, dass es tatsächlich nicht aufs Land ankommt, ob man die Leute leiden kann. Vielmehr scheint der Prozentsatz an den "zu leidenden" überall gleich hoch zu sein. Bei einem grossen Land ist es dann halt so, dass auch der andere Prozentsatz eine relativ hohe Anzahl "nicht zu leidende" hervorbringt. ;-)

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    1. Hoi Pepi.

      Das hast Du schön gesagt.

      Im Umkehrschluß hoffe ich, daß mir die 3 statistischen Deppen von Liechtenstein mir nie begegnen mögen ;-)

      Cu K2.

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