Donnerstag, 20. August 2020

Tag 28: Ein Mal mit Profis arbeiten

Hameln Extertal/Hohe Asch
(23,5 km - 700 Hm auf - 400 Hm ab)


Heute darf ich die Weser überschreiten und mit leichtem Gepäck weiterwandern:
Die Helden vom Rother-Wanderführer-Verlag haben es nämlich nicht geschafft, in einem dreiviertel Jahr aus einem fertigen Manuskript der Autoren ein Büchlein zu produzieren. Monat für Monat wurde der Erscheinungstermin verschoben. Zuletzt extrem kurzfristig: Als ich am 23. Juli in den Zug stieg, sollte der E1-Deutschland-Süd-Führer noch am 31.07./01.08. erscheinen. Mittlerweile vielleicht Anfang September.
Ohne GPS, einen Track, der OSM-Karte und Infos eines befreundeten Weitwanderers wäre ich jetzt wohl echt aufgeschmissen, hätte ich mich auf Leute verlassen, die eigentlich von so etwas (und nicht von ihrem 100. Geburtstag - noch dazu im Corona-Jahr, da dürfte von den Feierlichkeiten eigentlich sowieso nicht viel übrig geblieben sein und sie hätten mal ihre Arbeit machen können) leben. Könnte man meinen.

Schade, daß ich das Ruthe-T-Shirt nicht dabei habe, was ich ab und an als Mädchen-für-Alles (also quasi der Hausmeister) in die Arbeit anziehe:


Daran muß ich nämlich in diesem Kontext seit einigen Tagen dauernd denken.
Vielleicht hätte ich doch bereits im Frühjahr mal Mario und Luigi dort vorbeischicken sollen, daß die Ihnen einen Angebot machen, was sie nicht ablehnen können ... :-(

Egal.
Jammern hilft nicht.

Zum Ausgleich habe ich mal nicht nur den E1-Deutschland-Nord-Führer aus dem Rucksack geworfen, sondern gleich noch die Hälfte des sonstigen Inhalts hinterher.
Nachdem wir zwei Nächte in Hameln im gleichen Quartier sind, gilt vorerst Gepäckerleichterung.

Dafür habe ich am Morgen noch Begleitung: Annette spaziert nach Querung der Weser mit hoch auf den Klüt.

Der Anstieg hat es gleich mal RICHTIG in sich: Erst geht es quasi inverse Falllinie bergauf und kurz bevor man dann rückwärts umkippt (hätte man voll beladenen Rucksack), geht der Pfad in Serpentinen über, deren steile Wenderampen schon auch ganz ordentlich sind.

Obwohl es heute gar nicht regnet, bin ich oben klatsch-naß.

Nach Geniesen der Aussicht und einer kleinen Foto-Session gehen wir getrennte Wege: Ich gehe weiter gen Südwesten dem E1 hinterher und die bessere Hälfte kehrt in die Stadt zum Sightseeing und Dosen-Suchen zurück.

Längere Zeit spaziere ich durch den Wald, wobei aktuell im 101. Jahr der Tradition der Matjes-Stand am Riepen-Aufstieg gar nicht besetzt ist - habe wohl den falschen Tag erwischt.

Als ich den Wald oberhalb von Dehrenberg verlasse und auf der Anhöhe auf einer Bank mit Fernblick eine erste größere Pause einlege, merke ich schon, daß es heute irgendwie nicht so richtig läuft und ich Probleme mit meinem rechten Schienbein habe. Noch sind gerade mal acht Kilometer zurückgelegt und noch mehr als 20 stehen eigentlich auf dem Programm.

Durch offene Flächen und zwischen Feldern hindurch führt der Weg über einen Hügel, nach Königsförde hinab und auf der anderen Seite gleich wieder bergan.

Der golfenden Elite passen die Wanderer wohl nicht so richtig, aber Warnschilder bzgl. scharfer Schießübungen und abgekratzte Markierungen können mich nicht beirren und so stapfe ich 2x quer durch den Golfparcour immer dem weißen X auf schwarzem Grund hinterher.

Bei der nächsten kleinen Pause am Waldrand nach dem Gasthaus Waldquelle prüfe ich mal die Schnürung des rechten Schuhs, aber ein Grund für die immer schlimmer werdenden Schmerzen ist nicht auszumachen. Es ist noch nicht mal die Hälfte der Etappe absolviert und die Zeit gut vorangeschritten. 
Gut, wenn man einen Plan B für die ER-DE hat: Ich schicke schon mal eine Warn-SMS an die Bodenkontrolle.

Fünf Kilometer weiter dann die Kontaktierung des Anruf-(Ein-)Sammel-Taxis für die Aufnahme bereits an der Hohen Asch und nicht erst in Eimke (fünf Kilometer danach).

Frage an die Daheimgebliebenen:
Was sind das denn für tolle Schafe mit doppelt gedrehten Hörnchen ???
Daß dann die Geier schon über mir kreisten ist eine böse Unterstellung: Das waren nur 8 Milane über dem Feld unterhalb der Hohen Asch.


Das Timing paßt genau: Als ich den finalen Anstieg zur Hohen Asch hochgehe (bergauf ist kein Problem), höre ich schon eine eingehende SMS und mutmaße mal, daß das Taxi bereits da ist.

Ca. drei Minuten nach der prognostizierten Zeit komme ich am Parkplatz an.

Und obwohl die Chauffeuse ein auswärtiges Kennzeichen am Fahrzeug hat, bringt sie mich zielsicher zurück nach Hameln. 
DAS nenne ich, mit Profis arbeiten !

Morgen ist ein neuer Tag, mal sehen, was das malade Schienbein dann so macht ...


Begegnungen:
- 3 Schafe mit doppelt gedrehten Hörnern
- 8 Milane, die über einem Feld an der Hohen Asch kreisen


2 Kommentare:

  1. Ich tippe auf Skudde
    https://www.schafzucht-niedersachsen.de/Schafzucht-Verbaende-Niedersachsen/index.php?option=com_content&view=article&id=114&Itemid=725&lang=de

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  2. Hallo Kai,

    bei Amazon steht 27. August 2020 als Erscheinungsdatum, wobei das auch schon überholt sein kann, denn bei Rother steht September (wobei ich meine auch dort irgendwo August gesehen zu haben).
    Als ich damals den verspäteten GTA-Führer geliefert bekommen habe, war dann das Problem, dass die GPS-Tracks noch nicht hochgeladen waren. Nach einer Email an den Verlag am nächsten Abend (man will denen ja noch eine Chance geben), kamen die Tracks dann am nächsten morgen per Mail. Ob ich nun Schuld daran bin, dass eine motorisierte Teiletappe als Track enthalten ist und noch alle Timestamps der Autoren dazu, weiss ich nicht, oder ist das bei Rother Standard?

    Gute Besserung

    Frank

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